[Widmung]

Seiner Hoch-Reichs-Gräflichen Excellenz Dem Hochgebohrnen Reichs-Grafen und Herrn

Herrn Ernst Christoph, von Manteufel,

Kielpinski / auf Kersten / Krumckenbock, Gondolin, Kruhne, Sclawicam, Summim, Gardawiz, etc. Des weissen Adler-Ordens Rittern, Starosten zu Nowodwor, etc. Sr. Königl. Majestät in Pohlen und Churfürstlichen Durchlauchtigkeit zu Sachsen würcklichen Geheimbden Cabinets-Minister und Geheimbden Rathe

Meinem gnädigen Herrn


Hoch-Gebohrner Reichs-Graf

Gnädiger Herr

EW. Hoch-Reichs-Gräfliche Excellenz haben allerdings das höchste Recht / gegenwärtige[1] schlechte Blätter mit der grösten Verwunderung anzunehmen /denn eines theils wird vermuthlich die gantze Welt mein Beginnen vor unüberlegt und vorwitzig ansehen / in Betrachtung / daß dergleichen niederträchtige Schrifften vor einen in Staats-Geschäfften überhäufften und des Landes Heil besorgenden Minister sich durchaus nicht schicken / weil dessen wachsames und weit um sich sehendes Auge nichts anders als wichtigen und hohen Verrichtungen eigenthümlich heissen muß / andern theils aber möchte IHNEN dieses vollends als was seltsames und[2] ungewöhnliches vorkommen / daß eine solche Person / welche nur zu weiblichen Geschäfften gebohren worden / und daher dem männlichen Geschlechte in ihren Wissenschafften /worinnen sie gleichsam das Bürger-Recht alleine erhalten / keinen Eintrag thun solte / dennoch eine Hand voll zusammen geraffter Blätter von ihrer annoch gar unschuldigen Poesie / Ew. Hoch-Reichs-Gräflichen Excellenz / obgleich mit billiger Ehrerbiethung / an die Seite zulegen sich erkühnet; Doch da die tägliche Erfahrung mich bishero sattsam überführet / daß alle edle Künste / und Wissenschafften[3] an Ew. Hoch- Reichs-Gräfl. Excellenz nicht nur einen Kenner / sondern auch eyfrigen Beschützer höchst erwünscht gefunden / und die gelehrte Welt sich von IHNEN / keinen ähnlichern Abriß / als unter dem Bilde des zweyköpfigen Janus machen kan / worvon das erstere Antlitz die hohen Staats-Verrichtungen übersiehet / das andre aber auf die mit allerhand Schrifften und Büchern beschäfftigten Musen liebreich zu blitzen gewohnet ist; überdiß ein vornehmer Freund die Bürgschafft gleichsam über sich genommen / es würden Ew. Hoch-Reichs-Gräfl. Excellenz /[4] mein / obgleich in gar vieler Augen gar seltsam scheinendes Unternehmen / dennoch gegen alle Spötter vermuthlich aus angebohrner Großmuth nicht nur gütigst entschuldigen / sondern auch gegenwärtige annoch gar rohen Lieder mit gewöhnlicher Huld / als welche Dero hohen Augen auf eine gantz ausnehmende Art eingeprägt zu seyn scheinet / zum Zeichen meiner billigen Hochachtung / gegen Ew. Hoch-Reichs-Gräflichen Excellenz / von mir auf- und annehmen: So kan ich mich alles Zweifels auf einmal entschütten / und meine recht streitig gewesene Feder schmeichelt sich[5] nunmehro / nach allen gehobenen Einwürffen mit der kühnen Hoffnung / einen geneigten Anblick von IHNEN zu erlangen / ungeachtet meine noch auf den alleruntersten Stuffen des Helicons sitzende Muse vor DERO hohen Augen in ihren Kinder-Schuhen / so zu sagen / leider erscheinen muß; Hätte ich selbige so bloß in die Welt geschicket / so würde sie vermuthlich wegen ihrer unansehnlichen Gestalt / und gar zu geringen Tracht / gar wenig Beyfall und Aufnahme gefunden haben / allein da ich ihr ein so prächtiges Purpur-Gewand umgeschlagen / so hat sie sich schon ein geneigter Gehör zu[6] versprechen / und der Welt-gepriesene grosse NAHME / den ich selbiger mit allen Fleiß auf ihr Stirn-Blat gepräget / wird unfehlbahr meinen unscheinbaren Liedern den ihnen höchst-nöthigen Glantz und Schimmer ertheilen: Erblicken Ew. Hoch-Reichs-Gräfl. Excellenz in diesen IHNEN gewidmeten Blättern / woferne sie anders selbige vor lesenswürdig erachten / nichts gefälliges und anständiges / so wird IHNEN doch der eyfrige Wunsch / den ich vor DERO eigenes hohes Wohl /als auch DERO unvergleichlichen Gemahlin / einer wegen[7] Ihrer Vortrefflichkeit in aller Welt Augen hoch gehaltenen Dame / wie auch vor den unverrückten Flor DERO gantzen Hoch-Gräflichen Hauses hiermit auf das kräfftigste will abgeleget haben / verhoffentlich nicht mißfallen. In solcher Zuversicht empfehle mich zu beständiger Huld und hohen Angedencken /und verbleibe

Ew. Hoch-Reichs-Gräfl. Excellenz.

gehorsamst ergebenste Dienerin

Christiana Mariana verwittbete von Ziegler.

Quelle:
Christiane Mariane von Ziegler: Versuch In Gebundener Schreib-Art, Leipzig 1728, S. I1-VIII8.
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