1866.

[1790] Auf Gottes athen wartende saaten der ewigen unsterblichkeit, wo schon so manches korn der unverwesenheit da lieget, und schmieget sein von dem knüttel der blut-wuth-höll zunicht gedroschnes hüttel auf die capell; wo des geschwisters silber einzulegen und von der glieder schlakke abzufegen, die rechte stell, und vor ein iedes[1790] haus, Lamm! wo du hausherr bist, ein admirabel schöner ofen ist.

Die Teutschen nennens einen Gottesakker; die deutung ist auch wakker: denn gold- und silber-korn und weizen-korn die haben doch hierinnen gleiche fata, daß keins verlorn, daß iedes aus dem tode wird geborn, nur unterschiedne data, wie bald das ein und andre kömt zu stande, im sande.

Hier kömt in euer feld die haut und beine eins mit geistes-flügeln zur obern welt und zu den ewgen friedens-hügeln hinaufgeflognen täubelcins, uneingedenk des stäubeleins, das wir mit wandelungs-ideen hier saen.

Itzt ist noch animus in patinis; itzt ist der granatapfel-biß, der blut-schmak der durchborten füsse und seitenriß, der neue süsse brey ins Lammes saal zu süsse und neu.

Kömt zeit, kömt rath und that für dich, du edle saat, die wir mit dem Gemein-ring siegeln! gesell dich zu den andern tiegeln, wo immer so nach einger frist eins zu dem andern hingesetzet ist.

Du aber unsterblicher geist, der mit dem gnaden-wind gerade in die wunden-höle, wo's rinnt, mit seinem geistlichen leib und seele gereist! fahr ewig wohl; ruh aus im seiten-schrein; und wenn du mit erlaubniß der vollendeten Gemein, (denn die hat ihre eigne moden) auf diese saat in fruchtbarn boden das erstemal gedenken darfst, und ihr ein liedlein harfst; so spiele mit so einem regen, das erdenklösse kan bewegen, den segen.

Wenn dir dein mann die hände füllt, sprich ungefehr, doch wie du wilt, sprich: Wenn ich Jesu leichnam speiste, eh ich verreiste, so tödtete er dich und mich; und wenn ich seines bluts getrunken, so fuhren lebensfunken in dich: drum bist du eine saat der künftgen zeit, ein korn der unverweßlichkeit, und lebst einmal wie ich. So bald mirs wird befohlen, will ich dich wiederholen. Von dir wird nichts vermißt, als bloß was schlakke ist. Was wir in den gemeinschafts-tagen, da wir noch beyd am tode lagen, und hatten immer über nagen zu klagen, bald durch natur, bald durch viel balsamsche kraft so einzeln aus dem leibe weggeschafft,[1791] das geht nun mit einander verwesen; wir wollens nicht wieder zusammen lesen. Du aber werd ein grüneskorn: und wenn du völlig ausgeborn, verspreche ich dich meinen keuschen verklärten Jesus-gliedern einzufleischen, daß dich des Lammes reine brunst mit mir zugleich durchdunst; denn es geschiehet mit vergunst, daß ich dir das mit blutgem munde schwere. Nun jähre!

Quelle:
Nikolaus Ludwig von Zinzendorf: Ergänzungsbände zu den Hauptschriften, Band 2, Hildesheim 1964, S. 1790-1792.
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