1900.

2.

[1825] Mel. Ach mein verwundter Fürste!


1.

Wo seyd ihr mit einander, du liebes, du mein ander, ja du mein einigs herz! und die geliebte heerde, für die du auf der erde, gelitten hast so bittern schmerz?

2.

Wo wohnt ihr? (denn die stellen, wo ihr mit den gesellen die erde stekt in brand; der pfade ihre grenzen, die von dem blut-bund glänzen, sind Gott dem Lamm allem bekant.)

3.

Ihr wohnt in siebzehn häusern, da sich so spuren äusern der freyen Herrenhut, der stadt, die nicht soll stehen, wenn Gott nicht mit will gehen und thun will allen seinen muth.

4.

Dann habt ihr viele städte, da zwar das creuz-geräthe noch nicht so offen hängt; da aber doch exempel lebendger gnaden-tempel, darein sich die Schechina fängt.

5.

Und, o wie manche freude, wie manche wunden- weide hats siebzehnfache zelt, das unter den gefahren im druk und wunderbaren verhinderungen treue hält.

(6. Ich weiß, die zeugen-räder sind hurtger als die feder, sie gehen wie ein pfeil, und also kan die meine manch hüttlein der Gemeine vergessen haben in der eil.)

7.

Indessen ists doch gnade,[1825] Lamm! daß du einer made der Brüder ihrer hur hast seile stekken lassen zu grössern gnaden-gassen, als keines bruders herz vermuth't.

8.

Vor noch nicht zwanzig jahren, wer da vorbey gefahren, der fand doch schon ein haus; da sprach denn eins zum andern: Itzt läßt sichs da doch wandern, sonst blies man einem's licht hier aus.

9.

Mein! was war zu der stunde nicht für ein fest beym bunde, wenn man ein neues paar in unsern friedens-städten sah in die ehe treten, zur hochzeit kam die kirche gar.

10.

Itzt kan man wol auf einmal von einigem Gemeinsaal, ins ferne oder nah das volk zu recrutiren, zu vierzig paaren führen, und niemand merkt die lükke da.

11.

Du sonst verachtets stäublein, doch aber Jesu täublein, einsames pilgerhaus, wir brauchen so manch hundert, das sag ich unverwundert, es werden gnadenstädtlein draus.

12.

Lamm, deiner kirchen fürste! ich weiß, wie sehr dich dürste; nach seelen bist du matt, wenn du so fort wirst fahren, wirst du in vierzig jahren an seelen nur von hieraus satt.

Quelle:
Nikolaus Ludwig von Zinzendorf: Ergänzungsbände zu den Hauptschriften, Band 2, Hildesheim 1964, S. 1825-1826.
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