1917. Kirchen-Lied für die Kinder

[1836] Mel. Auf Jesum sind unsre gedanken gerichtet.


Frage.


1.

Ihr kinder! wo seyd ihr unsehlbar geborgen? Wo kan man so leute am besten versorgen?


Antwort.


Geborgen sind wir in dem blutigen Schreine; Versorgt in der Pflege der heilgen Gemeine.


Frage.


2.

Was aber für kinder sich draussen befinden, wo bleiben denn die? Bleibt das alles dahinden?


Antwort.


O nein doch! sie kommen geflogen wie tauben. Was täublein ist, läßt Er sich nie wieder rauben.


Frage.


3.

Wird aber für alle die menge der heerden im schreine der seite auch raum gemacht werden?


Antwort.


Das ist so. Und allenfalls kan noch in ritzen der hände und süsse manch stäubelein sitzen.


Frage.


4.

Was hört ihr, was sagt ihr, was singt ihr in stunden?


Antwort.


Man hört nichts, man sagt nichts, man singt nichts, als WUNDER. Man hört nichts, man sagt nichts, man singt nichts, als WUNDER, und WUNDER, und WUNDER, und WUNDER, und WUNDER.


Frage.


5.

So sagt, zum exempel, wies Lämmlein gestaltet?


Antwort.


Das Lämmlein! die seit ist vom speere gespaltet, ein glied ist beschnitten, der rükken geschunden, das haupt geritzt, nägel-schlag machte vier wunden.


[1836] Frage.


6.

Wie ist denn das Lämmlein so blutig und grindig?


Antwort.


Ist daher: Wir kinder sind allzumal sündig; so ward Gott ein Lämmlein; und Das ist gestorben, und hat uns mit blute die gnade erworben.


Frage.


7.

Was ist nun der kinder ihr liebstes auf erden?


Antwort.


Des Lämmleins sein schäfgen und täublein zu werden. So schäfgen die haben denn ewige weide, so täublein im seiten-ritz freud ohne leide.


Frage.


8.

Wird Satan und eigenwill nichts dabey stören?


Antwort.


Da müssen wir eben aufs Mütterlein hören; Das wird uns beym Lamm, unserm Schöpfer, bewahren: Es hilft uns hinein, aber naus läßts nicht fahren.


Frage.


9.

Wenn aber die kinder die Mutter betrüben?


Antwort.


Sie höret darum noch nicht auf sie zu lieben: und wenn sie nur wieder ihr kindel-herz finden, vergibt ihnen JESUS, das kindlein, die sünden.


Frage.


10.

Es kommen doch aber die kinder zu jahren; wer kan sie denn immer so niedlich bewahren?


Antwort.


Je älter wir werden, je kleiner wirds herze: wenns groß wird, so demüthigts Jesu sein schmerze.


Frage.


11.

Auf die art, so hättet ihrs ewige leben?


Antwort.


Ja wohl. Denn er nimt nichts, was einmal gegeben: Der Vater der herzt uns; der Mann läßt nicht fahren; das Mütterlein pflegt uns, die Englein bewahren.


[1837] Frage.


12.

Das ist wol für euch gut; wo bleibet das Zeugen?


Antwort.


Auch Das wird den kindern so nach und nach eigen. Wie viel sind schon kinder zun Heiden gegangen, die noch an der brust unsrer Mutter gehangen!


Frage.


13.

Wenn aber so kinder die hütte ablegen?


Antwort.


Im namen des Lämmleins! Ist das nicht ein segen, nichts thun, und doch ruhen im bettlein der lende, und lieben, und leben, und loben ohn ende?


Frage.


14.

Nun, wenn du so viel weist, du Kinder-Gemeine! so sey du ein seliges Bienlein im Schreine: und laß die tauff-gnade fein schalten und walten; so solstu mehr kirchen-geheimnisse halten.

Quelle:
Nikolaus Ludwig von Zinzendorf: Ergänzungsbände zu den Hauptschriften, Band 2, Hildesheim 1964, S. 1836-1838.
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