1992.

[1897] Mel. Die braut spricht zu dem etc.


1.

Indem ich von der höhe nach unsrer hütte gehe, und blik ins tieffe thal, gedenk ich: Gott! was sachen sehn meine augen machen? was ist die blutge gnaden-wahl?

2.

Ich seh so manche häuser, von denen Gott und Käyser du doch wahrhaftig bist; ich hör das blut-gelalle durch sanft und starke schalle: Gott Jehovah! Lamm Jesus Christ!

3.

Ich weiß so manche seelen, die durch das selge wehlen nun von dem gnaden-joch und bundes-blute zeugen, und tag und nacht nicht schweigen, sie nennen den ort Patgachgoch.

4.

Im Chekomeker grunde ists blut aus Jesu wunde blitz, donner, knall und schlag; es leucht't und schlägt und zündet, es löst und gründt und bindet: daher entsteht manch gnaden-tag.

5.

Gewiß, in unsern hütten thronts Lämmlein in der[1897] mitten; drum quält sich Satanas, weil nichts als blut- geschmiere an iedes wilden thüre, da denkt er: Ich verliere was.

6.

Doch gehts so seine wege: die seelen in der pflege des Geists der JESUM preist, und in der brüder leiten, die voll von seligkeiten, und die man ihre lehrer heißt;

7.

Das sind so liebe sünder, durchs blut gewordne kinder, daß man sich drüber freut; sie rühmen sich der wunden, die's Lamm für sie empfunden. O das ist eine gnaden-zeit!

8.

Weil unsre Mahikander, bald einer, bald der ander, vom armen Lamme redt; ein andermal der König, dem alles unterthänig, vom wilden volk wird angebet't.

9.

Gewißlich, selge dinge, ein sanftes blut-gesinge und creuz-verkündiger, das ist hier was gemeines; und ich weiß wirklich keines, das nicht kennt sein'n entsündiger.

10.

Johann sieht was Johann sah, des Abrahams Jehovah und Jacobs Jesum Christ, den Isac geht bekenen, und Pachkamaho nennen, der an dem creuz gestorben ist.

11.

Dem Josua ein lieb Lamm, des Jona treuer bräutgam, des Thömä Herr und Gott, des Jonathans versöhner, dem Joseph ist nichts schöner, als frey zu seyn durch seinen tod.

12.

Der wilden schwestern seelen, die in den wunden-hölen zur gnade kommen seyn, die zeugen auch vom Lamme und seiner wunden-flamme, und sind so liebe sünderlein.

13.

Mein Gott! was soll ich sagen, daß du bey tausend plagen dir so ein volk ermüht, das deine wunden kennet, mit uns verdienstlich nennet, und in der kraft des blutes zieht?

14.

Ich fühle mit erstaunen des bluts kraft an der braunen zuvor barbar'schen schaar; ich seh die gnaden-werke, und denke: Ruhm und stärke dem Lamm! auch hier ists alles gar![1898]

Quelle:
Nikolaus Ludwig von Zinzendorf: Ergänzungsbände zu den Hauptschriften, Band 2, Hildesheim 1964, S. 1897-1899.
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