2093.

[1962] Mel. Sein creuz, die schmach, etc.


1.

Die Kirche ist ein wunder-kind, man siehts aus ihren wegen: denn in derselben ausgang findt man unerwart'ten segen.[1962]

2.

Es ist nun siebzehnhundert jahr, und wol noch etwas drüber, daß Moses noch ihr meister war, nur JESUS etwas lieber.

3.

So sind denn durch die wunder-hand zwey heer in eines kommen, die Heiden (lange unerkant) hat man mit nein genommen.

4.

Das creuz und blut, das lange zeit an Israel must' machen, eh was heraus kam, hielt der Heid gleich für bekante sachen;

5.

Es übermeisterte sein herz bald bey den ersten zügen, und so war der verfolgungs-schmerz gar leichtlich überstiegen.

6.

Er kränkelte an seiner hütt, die seele war gesünder, doch griff er immer dreiste mit zum recht der guten kinder.

7.

So kömt er unvermerkt empor, verdekt die wurzel-zweige; und so gehts mit dem Thora-chor allmählig auf die neige.

8.

Seitdem die wahl dem Japhet gab, auch liebes kind zu werden, so krigt er den commando-stab von Jesus seinen heerden.

9.

Auch ist nunmehr die kleine kraft der evangelistinnen und prediger der marterschaft in Japhets hütten drinnen.

10.

Ihr brüder, lebt auf diesen tag in dieser selgen gnade, so daß ein iedes finden mag, daß ich die wahrheit sage.

11.

Doch, Sem! wir haben dich auch lieb, wir sind dir sehr ergeben, wir haben einen starken trieb, dich wieder nauf zu heben.

12.

Wenn nur fein bald der geistes-braus mit dem bishergen Olah deins ganzen stamms dir fährt durchs haus, und proclamirt den Tolah.

13.

Inzwischen gehn auf ieden schritt gewisse Davids gnaden dir nach, und heiligen den tritt auf den beblut'ten pfaden.

14.

Und wenn dein vetter wieder kömt, so zeig ihm deine seelen, im thun auf seinen arm gestemmt, im ruhn beyn wunden-hölen.

15.

Was der Vater des Gotts der welt euch in der stille giebet, das theilt ihr, wenn es euch gefällt, und wie es ihm beliebet.

16.

Bleibt im beständigen genuß der gnade und der liebe, dies menschenthum empfinden muß, als Eines mannes riebe.[1963]

17.

Ur und die töchter Ninive die geben Kusch die hände, daß Utz und Sem sich dran verseh und alle welt-gewende.

18.

Du aber, geh von tag zu tag noch tieffer in die wunden, du kirchlein in dem Gnaden-haag, bis dich dein mann gefunden;

19.

Bis in das meer der ewigkeit durch aller zeiten grade, das wunden-licht dich heimgeleit, zur braut erschaffne made.

Quelle:
Nikolaus Ludwig von Zinzendorf: Ergänzungsbände zu den Hauptschriften, Band 2, Hildesheim 1964, S. 1962-1964.
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