2107.

[1979] Mel. In dulci jubilo.


1.

Was ich euch sagen kan, was ich bisher gethan; ich habs Lamm geliebet: ich gebe meinem Mann, wann ich ihn recht betrübet, statt der langen buß, meinen sünder-kuß auf den blutgen fuß.

2.

Da ists gleich wieder[1979] gut; ich krige statt der ruth in mein armes herze ein tröpfgen Lammes-blut, gleich brennts als eine kerze, und sein blutger schweiß macht mirs herze heiß. Ach ja, JESU schweiß!

3.

Drum ist der sünder-stand so nah mit Gott verwandt, daß man als ein kindgen aus seines vaters hand, dabey man als ein hündgen ihm zu füssen liegt, und sich vor ihm schmiegt, immer nahrung krigt.

4.

O! sey doch hoch gepreist, du werther Heilger Geist! nim doch preis und ehre, o nim sie allermeist für die hochheilge lehre von dem sünder-seyn, von dem würmelein, punct und stäubelein.

5.

Der punct macht deine leut so voller muth zum streit, das gibt rechte zeugen, die von der niedrigkeit und von dem sel'gen beugen aus der wunden-gluth und aus Lammes-blut krigen zeugen-muth.

6.

Das andre hält nicht stich, was nicht ganz niederig, was nicht stäublein heisset, ob es gleich äusserlich sehr in die augen gleisset, ist es doch nur fleisch, und macht leer geräusch.

7.

O! wär, zu meiner schmach, in meiner adern bach ein falsch tröpfgen blutes, das treffe deine rach. Mein böses und mein gutes, das von dir nicht rühr, (was es titel führ) anathematisir.

8.

So komm dann und durchbohr, bohr unser aller ohr: Aminadibs wagen der fahr mit ohr und thor in diesen gnaden-tagen über stok und stein, wo wir sollen seyn, in Jesu nahmen ein.

Quelle:
Nikolaus Ludwig von Zinzendorf: Ergänzungsbände zu den Hauptschriften, Band 2, Hildesheim 1964, S. 1979-1980.
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