2111.

[1984] Mel. Solche leute will der könig etc.


1.

Ältester von allen Creuz-Gemeinen, die sich freun bey deinen gnaden-scheinen,[1984] und lieblich thönen von dem blut und ewigen versöhnen.

2.

Das geheimniß in der ewigkeiten, in des liebes-raths verborgenheiten, das Lamm im bilde, wie es sich verblutet hat so milde,

3.

Wird uns nach gerade immer klarer, und beweist sich merklich offenbarer zu diesen stunden, da das Lamm den hirten-stab gefunden.

4.

Die Gemeinen, deine gnaden-dirnen, tragen itzt an ihren sünder-stirnen das siegel Gottes, und das zeichen deines marter-todes.

5.

Lamm! du wirst uns alle tage näher, und wir rükken durch die wunden höher zu deinem herzen, unser Gott und Mann voll creuzes-schmerzen!

6.

Die Gemeinen haben dich gebeten, du wollst sie als Ältester vertreten; mach ihre chöre ungesäumt zu deiner wunden ehre!

7.

Sie ergeben sich in deine pflege, und in alle deine selge wege mit tausend freuden; du magst sie als Lamm und Hirte weiden.

8.

Hebe auf die durchgegrabne hände über die Gemeine, und vollende alle die segen, die sich heut in deinem herzen regen.

9.

Segne sie aus deinen heilgen wunden, mit den tröpflein aus den nägel-schrunden; o balsamire doch ein iedes herz mit blut-geschmiere.

10.

Deine Vice-Ältsten salb aufs neue mit dem heilgen salb-öl, und verleihe ihnen die gaben, die sie zu dem amte nöthig haben.

11.

An der priesterschaft in den Gemeinen laß so was von deinem bild erscheinen, vom priester-wandel, und von dem mit blut gesalbten handel.

12.

Unsrer kirchen-sänger ihre kehlen schmiere mit dem blut der wunden-hölen. Allen blut-zeugen gib du mund zum ruffen ohne schweigen.

13.

Segne doch die lehr vom blut und wunden! segne doch die predigt untern hunden! laß wunden-fluthen sie verwandeln und zu Lämmlein bluten.

14.

Und bey alle den gelegenheiten, und für die Gemeinen wichtgen zeiten wollst du uns salben, daß mans spüren möge allenthalben.

15.

Dein blut ziere unsern pilger-wandel; blut bedekke uns in allem handel; blut an[1985] den thüren; blut des Kirchen-Ältsten laß dich spüren!

16.

Doch die sachen sind ganz unaussprechlich. Wär nur unsre hütte nicht so schwächlich, das blut zu fassen, das er sich am creuz abzapfen lassen,

17.

Denn so solt man andre sachen sehen unter tausend liebes-wundern gehen; wie fischlein schwimmen, sich vor freud und scham wies würmlein krümmen.

18.

O würd unter allen unsern leuten, denen aus der welt erkaufften beuten, doch keins mehr funden, das was wüst, als Lamm, und Blut, und Wunden.

19.

Sinds gleich der vernunft verkehrte sachen, können wirs doch schon nicht anders machen; nein, nein, wir bleiben bey den wunden-ritzen, und bekleiden.

20.

Wir verehren eine iede wunde, küssen sie aufs neu mit herz und munde, in staub gestrekket, weil uns nichts als blut und wunden schmekket.

21.

Preis, ehr, ruhm, dank, kraft und macht dem fürsten, der am creuze must um uns verdürsten, für hundert ritzen, und fürs letzte blut und wasser-spritzen.

Quelle:
Nikolaus Ludwig von Zinzendorf: Ergänzungsbände zu den Hauptschriften, Band 2, Hildesheim 1964, S. 1984-1986.
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