2117. Zum. 4. May 1745.

[1990] Mel. Wie schön leuchtet der etc.


1.

Nehmt mir doch diese leute auf: der Herr redt, höret alle drauf! mein eigen herze sind sie; und wer sie kennen lernen will, der gebe nur in seine still, und suche sie, und find sie. Sanct Paul, die saul vom Gemein-haus, spricht so rein raus: Er befehle keiner ledgen schwester seele.

2.

Warum befiehlt er denen nicht? man redte da doch noch von pflicht, für junge und für alte; Sanct Paul der setzet zum voraus, daß in so einem herzens haus die freye gnade walte, und daß das maaß, das den hölen freyer[1990] seelen zugekommen, ihr gemüth hat hingenommen.

3.

Was eine reine jungfrau ist, die hat zum bräutgam Jesum Christ: die steht in diesem bunde so veste, doch unaffectirt, daß, wenn sie eine neigung spürt, so hat sie recht im grunde, und man siehts dann als ein regen Jesus wegen, und die Liebe segnet solche reine triebe.

4.

Wenn aber bräutgam JESUS will mit einer jungfer in der still aufs einsam-bleiben zielen, so macht ers ihr im herzen so, sie ist der einsamkeit so froh; und solcherley gespielen sind so kind-froh über ihre chor-reviere, daß die reigen sich darob vorm Lamme beugen.

5.

Das ist darnach gar bald gethan, es kömt nur auf ein pünctgen an, daß eins den jungfern-namen mit recht und fug behaupten kan, vertraut zu seyn mit einem mann; die chöre sagen: Amen! Ehmann, säemann solcher hölen, menschen-seelen! säe du wakker jungfern auf den kirchen-akker.

6.

Und damit schließ ich den gesang: Ihr wunden Jesu habet dank, daß ihr seit anno dreyßig ein solch erstaunlich jungfern-chor habt aufgestellt im streiter-thor; sie sind sein herz, das weiß ich. Papa, Mama, und ihr flämmlein, bruder Lämmlein, macht uns täublein zu so jungfräulichen weiblein.

Quelle:
Nikolaus Ludwig von Zinzendorf: Ergänzungsbände zu den Hauptschriften, Band 2, Hildesheim 1964, S. 1990-1991.
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