2131.

[2004] 1.

Hier kömt, ehrwürdges sieger-volk! ein armer doch erwehlter sünder, und bittet dich, du höchste wolk der zeugen von dem Gnad-erfinder! nim dieses sündge tröpfelein, das durch des Lammes blut zerflossen, in deinen gnaden-regen ein, der nun, nachdem das blut vergossen, auf die gedüngte felder fällt; das feuer wird herum gestreuet, und greiffet um sich in der welt, weil Christi blut um segen schreyet.

2.

Hier fliegt ein priester übers meer mit seiner heilgen feuer-pfanne, dort kömt ein sträubger streiter her, und löst die seelen von dem banne; der ausgemerzte gott der welt, der seine abgekauffte leute aus neid und wieders recht behält, gönnt unserm Creuz-GOTT keine beute: drum beut er seine knechte auf, und hemmet gleichsam hinterm rükken des Marter-Lamms, der wahrheit lauff, und denkt sie so zu unterdrükken:

3.

Doch itzt ist keine hemme-zeit, das blut das reißt durch wall und dämme; man wirbet auf die ewigkeit, und bringt die feinde in die klemme; man treibt den lohn ein wo man kan: das menschen-volk gehört dem Lamme, dem ausgequälten Schmerzens-mann; warum? er hing am creuzes-stamme; und das versiegelte geschlecht pocht auf den seiten-stoß der lanze, aufs ewig gültge todes-recht, seit dem erfochteten sieges-kranze.

4.

Hier ist sein saurer galgen-lohn, ein schwächlich[2004] lamm der kleinen heerden; er ist noch kein geformter thon, will doch ein ehren-krüglein werden, worin die rothe fakkel brennt, und trotzt auf Gideons geschütze, aufs feur, das aller orten brennt, auf seine heilge wunden-blitze: wenn gleich die ungeschiklichkeit aus seinem ganzen wesen leuchtet, so ists doch mit dem blut geweiht, das alle kirchen-saaten feuchtet.

5.

Mach mich zum recht gefugten glied, o Lamm! an deinem marter-leibe, der sich durch alle engen zieht, und übergib mich deinem weibe; nehmt mich mit auf in eure reih, ihr streiter des ergrimten Helden! ich will mit euch sein durst-geschrey, sein gnaden-jahr den völkern melden. Und komm ich einst in eure stadt, so will ich mit euch nichts mehr wissen, als daß michs Lamm erkauffet hat, und will dem Held die hände küssen.

Quelle:
Nikolaus Ludwig von Zinzendorf: Ergänzungsbände zu den Hauptschriften, Band 2, Hildesheim 1964, S. 2004-2005.
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