2336. Ein Cento von verschiedenen versgen

[2237] Julii 1748.


Mel. Was macht ein creutz-luft-vögelein etc.


1.

Momentlich da der stich geschah, da fuhr ich 'raus, Hallelujah! komm ich zum Leichlein, daß es haft, so werd ich jetzt noch Jesushaft: drum hab ich mich verfitzt ins Höhlgen, wo's blut blitzt: ins Lämmlein seiner Pleura drinn, da schmekts so nach dem blut-gerinn so sauersüsse! das blut ist meins gemüths-object, das element, worinn es hekt, da darf denn freylich aus der seel, und durch des leibs gesalbte höhl, ein solches blikgen strahlen, bin ich nicht zu bezahlen.

2.

Mein allerlieblichstes præsent wärs wol, wenn er mich nehmen könnt: auch weiß ich, daß ein zeit-punct ist, da mich mein Schöpfer, Jesus Christ, nach leib und seel und geist zu ehlichen verheißt: doch das brauthaftige geherz vermehret meinen warte-schmerz empfindlich sehre: denn wenns an ein umarmen geht, so zieht die Pleur als ein magnet: mein tausend schönes seitelein, mein favorit-stük mein, ach mein! so klingts, so schwirrts im herzen vor lauter liebes-schmerzen.

3.

Tieff 'nein, tieff 'nein ins Seitelein: wie wohl ist einem vögelein, das einmal angelanget da, und singet Pleuræ gloria: da hängts am ur-magnet, da hängt es steif und stät: da hat es seinen nahen Mann mehr nah als man was haben kan, als haut und hemde: das herze brennt, so bald mans nennt; o Seiten-loch! du bist es doch: gelobet seyst du, Jesu Christ, daß ich im seitlein eingenist't: fliegt hin und her, ihr täubgen,[2237] ich freß mich ein, wie's stäubgen.

Quelle:
Nikolaus Ludwig von Zinzendorf: Ergänzungsbände zu den Hauptschriften, Band 2, Hildesheim 1964, S. 2237-2238.
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