Autoxydation

[47] Autoxydation, die Fähigkeit gewisser Körper, bei gewöhnlicher Temperatur energisch mit gasförmigem Sauerstoff zu reagieren, wobei sie gleichzeitig auch andre anwesende Stoffe dazu veranlassen können, die unter gewöhnlichen Umständen nicht durch gasförmigen Sauerstoff oxydiert werden. Sehr beschleunigt wird die Autoxydation durch das Licht.

An und für sich zeigt Sauerstoff bei gewöhnlichen Temperaturen eine geringe Reaktionsfähigkeit. Körper, denen die Eigenschaft der Autoxydation zukommt, wären die Alkalimetalle, Metalle in sein verteilter Form, gewisse organische Verbindungen wie die Alkylverbindungen von Phosphor, Arsen, Antimon, die Aldehyde und viele ätherische Oele, wie Terpentinöl. Das Bleichen von Geweben und Papierstoffen mittels Terpentinöl ist eine technische Anwendung der Autoxydation. Nach Engler und Wild [1] bildet der autoxydable Körper ein Superoxyd, das sehr leicht seinen Sauerstoff an anwesende Substanzen abgibt, so daß diese eigentlich gar nicht durch Gassauerstoff oxydiert werden. In gewissen Fällen kann auch das gebildete Oxyd des autoxydablen Körpers seinen Sauerstoff abgeben, so daß sich die ursprüngliche Substanz wieder vollkommen[47] zurückbildet und nur gleichsam als Katalysator wirkt, da sie dauernd die Oxydation andrer Körper veranlaßt, ohne wirkliche, d.h. während des ganzen Prozesses nicht von selbst zurückgehende Veränderungen zu erleiden. Aehnlich ist wahrscheinlich die Oxydation des tierischen Organismus durch das Hämoglobin zu deuten.


Literatur: [1] Berichte der Deutschen Chem. Gesellschaft 1897, 30,4669; 1900, 33, 1109. – [2] Monographie von Engler und Weißberg: Vorgänge der Autoxydation, Braunschweig 1904. – [3] Nernst, Theoretische Chemie, 7. Aufl., Stuttgart 1913.

Wietzel.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 47-48.
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