Baumpflanzungen

[589] Baumpflanzungen an Straßen verfolgen teils den Zweck, als Einfriedigungen zu dienen, teils die Begrenzung der Straßen auch im Dunkeln und bei tiefem Schnee erkennbar zu machen, womit sie gleichzeitig die Annehmlichkeiten vereinigen: die Straßen zu verschönen, einen gewissen Ertrag zu liefern und dem Fußgänger Schatten zu bieten. Als Nachteil fleht dem gegenüber, daß häufig die benachbarten Aecker und die Straße selbst zu sehr beschattet werden, so daß auf ersteren das Reisen der Frucht beeinträchtigt wird und letztere nicht genügend austrocknen kann. Auch können bei sehr weit wurzeltreibenden Bäumen (Pappeln, Eschen, Ulmen) die benachbarten Aecker unmittelbar geschädigt werden. Die Höhe der Baumkronen spielt ebenfalls eine Rolle, da zu tief herabhängende Zweige den Verkehr stören.

Es ist daher die Art der Bäume, ihre Höhe und ihr Abstand so zu wählen, daß die erwähnten Nachteile nicht zu befürchten sind. Die Wahl der Baumarten hängt wesentlich vom Klima und von der Lage der Straße ab. In südlicheren Gegenden wird man, des guten Ertrages wegen, Obstbäumen und unter diesen den hochstämmigen Apfelsorten den Vorzug geben, während in höheren Lagen und auf weniger gutem Boden Kirschen, in feuchten Lagen Birken und Ahorn, in geschützten Lagen wärmerer Gegenden Walnußbäume und Akazien (Robinien) gewählt werden können. Als Stammhöhe werden in der Regel 2,5 m genügen, während der Abstand im Durchschnitt zu 10 m, bei Obstbäumen zu 5–8 m anzunehmen ist, wobei die Bäume gewöhnlich am Straßenrande, mindestens 0,3 m von der Kante entfernt, anzupflanzen sind, wenn sie den Fuhrwerken Schutz gegen das Abgleiten bieten sollen, der nicht mehr vorhanden ist, sobald sie außerhalb des Straßenplanums gepflanzt werden. Schmale sowie an Berghängen hinziehende Straßen sollten nur einseitig, letztere an der Talseite bepflanzt werden. S.a. Straßenbepflanzung.


Literatur: Handb. der Ing.-Wiss., 3. Aufl., Bd. 1, Abt. 4, S. 123, Leipzig 1903; Handb. der Bauk., Abt. 3, Heft 4, S. 189, Berlin 1892; Beck, O., Instruktion über das Pflanzen u.s.w. der Alleebäume, 4. Aufl., Trier 1873; Parisius, Anlage und Unterhaltung von Obstpflanzungen an den Kunststr., Göttingen 1883; Abel, L., Die Baumpflanzungen in der Stadt und auf dem Lande, Wien 1882.

L. v. Willmann.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 589.
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