Blindendruck [1]

[82] Blindendruck, die Herstellung von Drucksorten für Blinde, wobei das Letternbild durch Prägen ohne Farbe greifbar auf das Papier gebracht werden muß.

Die Druckform kann negativ sein, in welchem Falle das Papier in die Vertiefungen gepreßt wird, oder eine positive Form wird in das Papier geprägt, so daß das durch Tasten wahrnehmbare Relief entweder auf der Druckseite oder Rückseite des Papierblattes entsteht. Derartige Drucksorten werden in den Blindenanstalten mittels Spezialmaschinen im Brailleschen Punktsystem angefertigt. Im Buchdrucke dienen hierzu eigne Lettern, die entgegengesetzt den gewöhnlichen das Buchstabenbild positiv zeigen, und zwar meist in glattem Strich- oder Punktskelett ohne alle Verzierungen das große lateinische Alphabet, um Unter- und Oberlängen zu vermeiden. Der Arbeitsvorgang weicht von dem üblichen insofern ab, als beim Setzen die Buchstaben nach oben mit dem Bildkopfe in den Winkelhaken gelangen oder wie beim Hebräischen von rechts nach links gesetzt wird. Das Papier muß dem Verflachen des Reliefs Widerstand entgegensetzen.

A.W. Unger.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 2 Stuttgart, Leipzig 1905., S. 82.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika