Chromoxydhydrate

[457] Chromoxydhydrate, normales Hydrat und normales Oxydhydrat.

Das normale Hydrat Cr2(OH)6, je nach seiner Darstellung eine graublaue oder grüne Masse bildend, hat nur insofern einige Bedeutung für die Technik, als es beim Aufarbeiten der Abfallprodukte von Oxydationsprozessen mit Chromaten vorübergehend durch Ausfällung mit basisch wirkenden Alkali- und Erdalkaliverbindungen erhalten wird, um dann meist wieder auf Chromat verarbeitet zu werden. Bei dieser Arbeit sind von den chemischen Eigenschaften des Hydrates besonders die Löslichkeit desselben in Alkali-, Erdalkalihydraten und Säuren sowie die Zerlegung in Oxyd und Wasser beim Erhitzen zu berücksichtigen.

Ein als Farbstoff in der Technik hochgeschätztes Hydrat hat die Formel Cr2O(OH)4 also normales Oxydhydrat, das 1 Molekül Wasser verloren hat: Cr2(OH)6 = Cr2O(OH)4 + H2O. Es bildet ein schön grünes, im Handel meist als feuchter Teig (von 33% Trockenrückstand) verkauftes amorphes Pulver, das in Säuren nur noch schwierig löslich ist. Nach [1] ist die Darstellung folgende: Ein pulverisiertes Gemisch von Borsäure und Kaliumdichromat (8 : 3) wird etwa 4 Stunden lang in einem Flammofen auf Dunkelrotglut erhitzt:

K2Cr2O7 + 16B(OH)3 = Cr2(B4O7)3 + K2B4O7 + 24H2O + O3.

Aus der so erhaltenen Schmelze wird das Kaliumborat durch heißes Wasser ausgewaschen. Auch das Chromborat wird während dieser Waschprozesse durch Wasser zersetzt: Cr2(B4O7)3 + 20H2O = Cr2O(OH)4 + 12B(OH)3. Die Waschwasser werden auf Borsäure verarbeitet. Das zurückbleibende Hydrat wird nach hinreichendem Auswaschen nur gepreßt und feucht verpackt.[457] Dieses Hydrat findet als Chromgrün, Guignets Grün und unter verschiedenen andern Namen ausgedehnte Anwendung als Farbe (vgl. Chromfarben).


Literatur: [1] Wagner-Fischer, Jahresber. d. ehem. Technologie, 1885, S. 317.

Bujard.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 2 Stuttgart, Leipzig 1905., S. 457-458.
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