Dissoziationswärme

[781] Dissoziationswärme, die Wärmemenge, die bei der Dissoziation einer Molekel in ihre Teile (andre kleinere Molekeln oder Ionen) gebunden oder frei wird, oder die Differenz des Energieinhalts der undissoziierten Molekeln gegenüber ihren Dissoziationsprodukten.

In weiterem Umfange ist sie nur für die elektrolytische Dissoziation (in Ionen) bekannt und hier analog der bekannten Clausius-Clapeyronschen Formel der mechanischen Wärmetheorie aus dem Dissoziationsgrad und dem Temperaturkoeffizienten der Leitfähigkeit von Arrhenius [1] berechnet worden, der für 35° u.a. folgende Zahlen fand:


Dissoziationswärme

[781] Die Dissoziationswärme nimmt bei allen Elektrolyten mit steigender Temperatur ab, soweit ihre Veränderlichkeit bekannt ist. Bei der Neutralisation von Säuren und Basen ist die Dissoziationswärme von Einfluß auf die Wärmetönung des Prozesses, sobald schwach dissoziierte Säuren oder Basen zur Anwendung kommen, deren entstehende Salze stark dissoziiert sind. Alsdann addiert sich zu der Wärmetönung des Zusammentretens der Ionen H und OH zu neutralem Wasser noch die des Zerfalls der schwach dissoziierten Säure oder Base in ihre Ionen, wodurch in solchen Fällen die Wärmetönung eine andre als die negative Dissoziationswärme des Wassers, d.h. 13700 Kalorien wird, wie sie sich konstant für die Neutralisation fast vollständig dissoziierter, d.h. starker Säuren tust ebensolchen Basen findet. Ein Zusammenhang zwischen der Größe der Dissoziationswärme und der Natur der Elektrolyte ist nicht erkannt.


Literatur: [1] Arrhenius, Zeitschr. f. physikal. Chemie, Bd. 4, S. 349; Bd. 9, S. 339.

Abegg.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 2 Stuttgart, Leipzig 1905., S. 781-782.
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