Elektrokardiograph

[169] Elektrokardiograph, Apparat zur Aufzeichnung schnell veränderlicher elektrischer Vorgänge, wo bei mäßig hoher Schwingungszahl nur sehr geringe Energiebeträge für die Aufzeichnung zur Verfügung stehen [1].

Ein von der A.-G. Siemens & Halske geschaffener Spezialapparat wird zur Aufzeichnung der elektromotorischen Kraft des menschlichen Herzens benutzt. Das Meßorgan besteht aus einer zwischen zwei äußerst seinen Drähtchen ausgespannten, aus mehreren Windungen gewickelten Drehspule, die mittels eines Torsionsdrahtes zwischen den Polen eines starken Elektromagnets aufgehängt ist. Auf die Spule ist ein winziges kleines Spiegelchen aufgekittet. Die Aufnahme der durch die Bewegungen der Drehspule und des Spiegels angezeigten elektrischen Schwingungen erfolgt wie beim Oszillographen auf photographischem Papier mit Hilfe einer Linsenanordnung und einer Bogenlampe nach Maßgabe des Schemas Fig. 1. Zur Beobachtung wird das Bild durch einen Polygonspiegel auf eine Mattscheibe geworfen und dort auseinandergezogen. Während der Aufzeichnung wird der Polygonspiegel heruntergeklappt. Fig. 2 gibt zwei Elektrokardiogramme wieder; das obere stellt ungefähr die Normalform bei einem gefunden Menschen dar, während das untere an einem schwer Herzleidenden aufgenommen wurde. Die zweitgrößte Zacke, die normalerweise nach oben fällt, ist bei dem Elektrokardiogramm des Herzleidenden nach unten geklappt. Es ist aber nicht angängig, in schematischer Weise aus der Größe und Gestalt der einzelnen Zacken eines solchen Diagramms und ihrer Abweichung von einer Normalkurve unmittelbar auf Funktionsstörungen zu schließen. Nur schwere Störungen können unmittelbar aus dem Diagramm erkannt werden. Zur Ueberwachung der Heilung von Herzerkrankungen wird der Apparat bereits in vielen Kliniken mit Erfolg verwendet.


Literatur: [1] Elektrotechnische Zeitschrift, Berlin 1915, Heft 49.

Otto Jentsch.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 2.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1920., S. 169.
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