Empfindlicher Zünder

[172] Empfindlicher Zünder (E.Z.), Aufschlagzünder für Artilleriegeschosse, welcher das Geschoß beim Auftreffen sofort zur Detonation bringen soll, ehe es in den Boden eindringt.

Bei den gewöhnlichen Aufschlagzündern wird infolge der trägen Zündung ein Teil der Geschoßwirkung vom Boden verschluckt und der andere Teil in der Hauptsache nach oben anstatt nach der Seite geschleudert. Durch den empfindlichen Zünder kommt dagegen die ganze Sprengstückgarbe unmittelbar über dem Boden und in der Hauptsache nach den Seiten zur Entwicklung, so daß die Garbe eine größere Fläche bestreicht; auch ist der Detonationsknall und somit die Nervenwirkung stärker. Besonders wertvoll, weil im Aufschlag allein wirksam, ist der empfindliche Zünder in morastigem Gelände (Flandern).

Die Empfindlichkeit des Zünders wird dadurch erreicht, daß ein Stößel durch eine Oeffnung des Zünderkopfs auf das Nadelstück des Zünders geschoben wird. Im Augenblick des Auftreffens wird der aus dem Geschoß weit hervorstehende Stößel mit der Nadel gegen das Zündhütchen getrieben und hierdurch die Detonation des Geschosses herbeigeführt, ehe das Geschoß selbst in den Boden eindringt. Da der lose Stößel mancherlei Nachteile mit sich brachte, wurde er später fest gestaltet. Um Geschosse mit empfindlichen Zündern auch für andere Zwecke verfeuern zu können, wurde der Zünder mit einstellbarer Verzögerung versehen (E.Z. m. V.). Infolge der Geschoßdrehung und Pendelung und beim schrägen Aufschlag kann sich der Stößel verbiegen und versagt dann.

F. Wille.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1920., S. 172.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: