Gosse

[598] Gosse, an Walzenstühlen der obere, den Zulauf des Mahlgutes bewirkende trichterförmige Teil.

Er ist stets an seinem unteren Ende mit einer gerieften Walze (Speisewalze) versehen, die das Mahlgut gleichmäßig aus der Gosse den Mahlwalzen zuführt. Bildet die Speisewalze den unteren Abschluß des Trichters, so ist die Gosse eine gewöhnliche; ist sie unten geschlossen, und liegt die Speisewalze innerhalb, so daß sie durch einen seitlichen Schlitz das Mahlgut herausbefördert, so lautet die Bezeichnung »Kropfgosse«. Häufig, in neuerer Zeit fast stets, liegt neben der Speisewalze noch eine zweite, schneller laufende, die sogenannte Verteilungswalze. Diese zieht das von der Speisewalze herausgeforderte Mahlgut zu einem dünnen Schleier auseinander, so daß die von den Mahlwalzen zu leidende Arbeit eine ganz gleichmäßige wird. Neuerdings wendet Wegmann in Zürich (D.R.P. Nr. 112758) zwei übereinander liegende Speisewalzen an, von denen die obere sich langsamer dreht als die untere und die zusammen den Abschluß der Gosse bilden, derart, daß das Mahlgut zwischen ihnen hindurchtritt. Die obere Walze ist nachgiebig gelagert und rückt beim Durchlauf eines größeren Gegenstandes (Nagel, Schraube u. dergl.) selbsttätig die Mahlwalzen aus. – Häufig sorgen in der Gosse angebrachte, automatisch bewegte Rührer irgendwelcher Art dafür, daß kein Festsetzen des Mahlgutes stattfindet. Man verlieht die Gosse im Innern mit einer Klappe, die infolge eines außerhalb des Gehäuses sitzenden Gegengewichtes aufwärts strebt, durch das sie beladende, in der Gosse und dem Zuführungsrohr enthaltene Mahlgut aber nach abwärts gedrückt wird. Sobald Mahlgutmangel im Trichter eintritt, schlägt die Klappe aufwärts und bringt dadurch entweder nur eine Signalglocke zum Tönen oder bewirkt gleichzeitig die selbsttätige Entfernung der Mahlwalzen voneinander, so daß sie bei Erschöpfung des Mahlgutes nicht leer gegeneinander arbeiten, was der Rüstung schädlich und unter Umständen wegen möglicher Funkenbildung feuergefährlich ist (automatische Gosse). Ferner besteht zwischen der Stellvorrichtung der beweglich gelagerten Mahlwalze und dem Antrieb der Speisewalze der Zusammenhang, daß die Entfernung jener von ihrer Gegenwalze und das Stillsetzen dieser immer gleichzeitig geschieht, so daß der Mahlgutzulauf aufhört, sobald die Mahlwalzen auseinander gerückt werden. An der Gosse befindet sich[598] gewöhnlich ein Fenster zur Beobachtung des Mahlgutzulaufes. Dieser selbst kann durch Verstellung eines die Schlitzbreite bestimmenden Schiebers geregelt werden; vgl. Walzenstuhl.

Arndt.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 4 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 598-599.
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