Halos

[270] Halos entstehen durch Brechung oder Spiegelung des Sonnen- oder Mondlichts in den hexagonalen Prismen der in der Luft schwebenden Eiskristalle.

Am häufigsten ist der kleine Ring von 22° Radius, der bei völliger Regellosigkeit der Orientierung der Eiskristalle durch deren brechenden Winkel von 60° erzeugt wird; seltener der große Ring von 46° Radius, bei dem der brechende Winkel 90° beträgt. Beide Halos sind von unveränderlicher Form bei wechselnder Sonnenhöhe. Veränderlich sind dagegen die Nebensonnen (zweithäufigste Haloerscheinung, auch Wettergallen genannt), die bei Sonnenaufgang rechts und links von ihr im kleinen Ring stehen, bei höherrückender Sonne aber aus diesem Ring heraustreten. Sie entstehen, wenn die Hauptachse der Eiskristalle sich lotrecht stellt; bei dieser Orientierung entsteht auch der obere Berührungsbogen des großen Ringes, ein kurzes, um den Zenit als Mittelpunkt gelagertes und dabei gleichzeitig den großen Ring oben genau oder fast berührendes farbenprächtiges Bogenstück. Bei horizontaler Hauptachse entsteht dagegen der obere und untere Berührungsbogen des kleinen Ringes, der bei größerer Sonnenhöhe in den »umschriebenen Halo« übergeht, sowie die seitlich-unteren Berührungsbogen des großen Ringes. Nur auf Spiegelung sind zurückzuführen die nicht farbigen Halos: Horizontalkreis, Lichtsäule (beide durch die Sonne), Nebengegensonnen (im Horizontalkreis, mit je 120° Azimutdifferenz gegen die Sonne) und Gegensonne (gleichfalls im Horizontalkreis). Vom Ballon aus ist häufig die Untersonne, ein oft langgezogenes Spiegelbild in horizontalen Kristallflächen zu beobachten. Außerdem gibt es zahlreiche seltenere Halos, die stets auch schwächer sind. Bei allen farbigen Halos ist Rot als wenigst brechbarer Bestandteil der Sonne am nächsten.


Literatur: Pernter-Exner, Meteorolog. Optik, Wien u. Leipzig 1910, S. 214. – Die klassischen Originalschriften für die Theorie der Halos sind: Galle, Pogg. Ann. 49, 1 u. 241, 1840, und Bravais, Sur les halos, Paris 1847.

Alfred Wegener.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1920., S. 270.
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