Horopter

[142] Horopter (Sehziel) heißt der Komplex aller derjenigen Punkte der Außenwelt, die bei einer bestimmten Stellung beider Augen ihre Bilder auf korrespondierende Netzhautpunkte entwerfen.

Beim Sehen mit zwei Augen entstehen auf beiden Netzhäuten zwei verschiedene Bilder der Außenwelt. Gleichwohl erhält der Sehende die Empfindung eines einzigen Bildes aus zwei Gründen: einmal, weil durch Uebung die Augstellungen so übereinstimmen, daß die vom Sehenden jeweils fixierten äußeren Punkte ihre Bilder je auf die empfindlichste Stelle der Netzhaut, den gelben Fleck der Netzhautgrube (s. Auge), entwerfen. Auch diejenigen Punkte der Außenwelt, deren Bilder in gleicher Entfernung und Richtung von beiden Netzhautgrübchen, in sogenannten korrespondierenden Punkten, entworfen werden, rufen einen einheitlichen Gesichtseindruck hervor. Punkte der Außenwelt, deren Bilder nicht auf korrespondierende Punkte der Netzhäute fallen, werden doppelt gesehen; aber, und das ist der zweite Grund des Einfachsehens, das Auge vernachlässigt gewöhnlich unbewußt diese doppelt gesehenen Bilder. In der Tat, fixiert man von zwei hintereinander stehenden Gegenständen den vorderen, so steht man den hinteren doppelt, und umgekehrt. In der mathematischen Behandlung der Horopterkurve (Hering, Helmholtz) betrachtet man jeden Punkt des Horopters als Schnittpunkt zweier Linienhoropter und spricht dann von Meridian-, Parallelkreis-, Horizontal-, Vertikalhoropter, vgl. darüber [1]–[3].


Literatur: [1] Helmholtz, H. v., Ueber die Form des Horopters, mathematisch bestimmt, Wissensch. Abhandlungen, II., S. 420, Leipzig 1883. – [2] Ders., Ueber den Horopter, ebend. S. 427. – [3] Ders., Bemerkungen über die Form des Horopters, ebend. S. 478.

Aug. Schmidt.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 5 Stuttgart, Leipzig 1907., S. 142.
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