Konsonanz

[606] Konsonanz. Zwei oder mehr zugleich zum Ohre dringende Töne oder Klänge sind konsonant oder dissonant, je nachdem das Verhältnis ihrer Schwingungszahlen, das Intervall (s. Schall), durch kleine oder größere ganze Zahlen ausgedrückt ist.

Ueber ältere theoretische Erklärungen der Ursache von Konsonanz und Dissonanz vgl. [1], Nach der Theorie von Helmholtz [2] sind es einerseits die Schwebungen, anderseits die Obertöne, welche die Unterschiede in der Annehmlichkeit oder Unannehmlichkeit gemischter Tonempfindungen bedingen. Die durch zwei Töne erzeugten Schwebungen bilden in größerer Zahl den Differenzton, sie sind dem Ohr unangenehm, wenn sie als Stöße wahrgenommen werden, am unangenehmsten bei etwa 33 in der Sekunde. Ueber 132 Schwebungen in der Sekunde nimmt das Ohr nicht mehr wahr, ein knarrender Ton ist für die Gehörnerven dasselbe wie der Reiz eines flackernden Lichtes für das Auge. Indessen hängt die Wahrnehmbarkeit der die Dissonanz erzeugenden Schwebungen nicht bloß von deren Zahl, sondern auch von der Kleinheit des sie erzeugenden Tonintervalls ab. Zwei Klänge, welche von übereinstimmenden Obertönen begleitet sind, erscheinen dem Ohr verwandt. Die größte Uebereinstimmung der Obertöne zeigen die Intervalle der Oktave und der Duodez, die Konsonanz ist hier absolut. Die Quint und Quart haben vollkommene Konsonanz, die große Sext und die große Terz mittlere, die kleine Sext und kleine Terz unvollkommene Konsonanz, die Sekund und kleine Sekund sind vollkommene Dissonanzen, besonders in den niederen Tonlagen.


Literatur: [1] Violle, Lehrb. der Physik, deutsche Ausg., Berlin 1893, II, 1, S. 304. – [2] Helmholtz, H. v., Die Lehre von den Tonempfindungen, S. 273, 1. Aufl., 1863 (4. Aufl., Braunschweig 1877).

Aug. Schmidt.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 5 Stuttgart, Leipzig 1907., S. 606.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika