Molkereieinrichtung

[473] Molkereieinrichtung. Bei größeren Molkereien unterscheidet man solche mit beschränktem Betrieb, bei denen aus dem Rahm Butter bereitet und die Magermilch den Lieferanten zurückgegeben wird, und solche mit vollem Betrieb, in welchen Butter und aus der Magermilch Käse gewonnen wird.

Eine Einrichtung ersterer Art zeigt Fig. 1. Vom Milchwagen A aus wird die Milch in den Behälter E gegeben, von wo sie, über den Vorwärmer F laufend, nach den Zentrifugen G G fließt. Der abgeschiedene Rahm geht nach dem Rahmständer J und wird im Butterfaß H verarbeitet, die Magermilch wird selbsttätig durch die Zentrifugen in den Steigrohren L bis zur Rinne O gehoben, in der sie nach dem Pasteurisierapparat D und von da nach dem Bassin B abfließt und direkt in die Kannen K abgezapft wird. Die einzige Handarbeit, die nötig ist, besteht in dem Verwiegen und Einleeren der Milch in den Behälter E sowie in dem Abnehmen der Rahmständer.

Für die Einrichtung einer Molkerei mit vollem Betrieb gibt der Grundriß Fig. 2 einen Anhaltspunkt. Es ist hier die Rückgabe der Magermilch oder Käserei vorgesehen, im übrigen die Einrichtung ähnlich wie in Fig. 1; notwendig ist in derartigen Betrieben ein Kontor mit kleinem Laboratorium, da eine geordnete Buchführung unbedingt nötig ist und zahlreiche Milchuntersuchungen vorkommen. Von zuverlässigen Firmen, welche die ganze Einrichtung von Molkereien übernehmen und von welchen auch die betreffenden Kostenüberschläge zu beziehen sind, wären folgende zu nennen: Eisenwerk Bergedorf bei Hamburg; Eduard Ahlborn in Hildesheim; Lefeld & Lentsch in Schöningen bei Braunschweig; Dierks & Möllmann,[473] in Osnabrück. Es empfiehlt sich, die Aufstellung des Planes einer Molkereieinrichtung niemals einem gewöhnlichen Bauverständigen zu überlassen, sondern stets einen Molkereisachverständigen beizuziehen, der in Gemeinschaft mit Vertretern von leistungsfähigen Firmen (wie obengenannt) die Grundzüge der Anlage mit den Interessenten feststellt. Im übrigen sei auf die nachstehende Literatur verwiesen.


Literatur: Helm, Buchführung, Betriebsrevision und Verwalt. d. Genossenschaftsmolkereien, Prenzlau 1890; Kirchner, Handb. d. Milchwirtsch., Berlin 1907; Fleischmann, Lehrbuch der Milchwirtschaft, Bremen 1901; Kasdorf, Eis und Kälte im Molkereibetrieb, 1904; ferner sind zu erwähnen: die Zeitschriften »Milchzeitung« (Bremen) sowie die »Molkereizeitungen« (Berlin, Hildesheim, Stuttgart und Wien).

Wrobel.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 2.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 6 Stuttgart, Leipzig 1908., S. 473-474.
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