Sicherheitspfeiler [2]

[588] Sicherheitspfeiler. – Die Erfahrungen der letzten Jahre haben vielfach gelehrt, daß Sicherheitspfeiler (vgl. Vorrichtung, Bd. 8, S. 802) ihren Zweck, die auf der Oberfläche befindlichen Anlagen zu schützen, nicht oder doch nur mangelhaft erfüllen. Besonders ist das der Fall, wenn um die Sicherheitspfeiler herum Abbau stattfindet und dieser nicht auf allen Seiten gleichmäßig fortschreitet. Genaue und wiederholte Vermessungen haben gezeigt, daß solche Sicherheitspfeiler seitliche Verschiebungen nach den jeweiligen Abbaufeldern hin erleiden und daß hierdurch Zerrungen von Gebäuden eintreten, bald nach der einen, bald nach der anderen Seite hin. Sollen solche Sicherheitspfeiler ihren Zweck erfüllen, so müßten sie unverhältnismäßig groß bemessen werden, wodurch sehr erhebliche Mineralverluste bedingt sein würden. Nachdem die Abbauweisen mit vollem Bergeversatz und im besonderen mit Spülversatz (vgl. Bd. 8, S. 231) immer ausgebreitetere Anwendung gefunden haben und nachgewiesen worden ist, daß bei gutem Spülversatz die Oberfläche eine gleichmäßige Senkung von höchstens 6% der Flözmächtigkeit erleidet, werden jetzt die Flöze unter wichtigen Anlagen, ja unter ganzen Städten abgebaut und sorgfältiger Spülversatz mit Sand angewendet. Der Abbau beginnt zweckmäßig senkrecht unter der Mitte des zu schützenden Objektes und schreitet dann gleichmäßig nach allen Richtungen fort. Bei besonders wertvollen Gebäuden kann durch eine Verankerung der Grundmauern die Sicherheit noch vermehrt werden. Es wird so der schwerwiegende Verlust großer Mineralmengen namentlich in den Kohlenrevieren vermieden.

Treptow.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1920., S. 588-589.
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Lueger-1904: Sicherheitspfeiler [1]