Drei Worte.

[51] Es war einmal ein Sultan, der wohnte in einer Stadt. Er rief alle Leute, die in der Stadt waren, zusammen und sprach zu ihnen: »Ich wünsche, dass Ihr mir drei Fragen beantwortet.« Die Leute fragten: »Was wünschest Du denn?« Er sprach: »Es war eine Hungersnot hereingebrochen, später verschwand dieselbe; in welchem Hause pflegt immer Hungersnot zu sein?«

Zweitens: »Es war eine Krankheit allgemein, und die Krankheit verschwand wieder; in welchem Hause pflegt stets Krankheit zu sein?«

Drittens: »Es war Krieg, und der Krieg wurde wieder beendet; in welchem Hause pflegt immer Krieg zu sein?«

Die Leute in der Stadt wussten nicht zu antworten, er hatte alle gefragt, aber es war keiner da, welcher diese Worte verstand. Am nächsten Tage sagte ein Mann: »Es giebt einen alten Mann, er ist jetzt nicht hier unter uns, der wird es wissen, wir wollen ihn rufen.« Sie gingen hin und riefen ihn.

Als er kam, fragten sie ihn, und er antwortete: »Es war Hungersnot und die Hungersnot verschwand; ein Haus, welches immer Hungersnot hat, ist das Haus eines faulen Menschen.«

»Es war eine Krankheit allenthalben, und die Krankheit verschwand wieder; ein Haus, welches immer Krankheit in sich birgt, ist das Haus eines alten Mannes.«

»In einer Stadt war Krieg ausgebrochen und der Krieg ging wieder zu Ende; ein Haus mit beständigem Kriege ist das Haus eines Mannes, welcher zwei Frauen hat.«[52]

Als der Sultan diese Worte hörte, sprach er: »Fürwahr, Deine Worte sind wahr.«

Quelle:
Velten, C[arl]: Märchen und Erzählungen der Suaheli. Stuttgart/Berlin: W. Spemann, 1898, S. 51-53.
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