Der Wind

Der Wind.
Eine Buschmannsage.

[60] In früheren Zeiten war der Wind ein Mensch, und als solcher ging er umher und schoß die Tiere des Feldes. Da wurde er plötzlich in einen Vogel verwandelt. Da er nun nicht mehr auf die Jagd gehen konnte, breitete er seine Flügel aus und flog in die Berge und verbarg sich in einer Kluft. Diese Kluft wurde seine Heimat. Nur wenn er die Kraft seiner Schwingen üben will, dann verläßt er die Berge und fliegt weit über die Erde; aber die Menschen sehen es nicht, daß er ein Vogel ist. Wenn er fliegt, dann läßt er seine Blicke weithin schweifen und sucht sich Nahrung. Sobald er seinen Hunger gestillt hat, kehrt er zurück in seine Kluft, und dort schläft er, bis er gestärkt wieder erwacht und von neuem seinen Flug über die Erde beginnt.

Quelle:
Held, T. von: Märchen und Sagen der afrikanischen Neger. Jena: K.W. Schmidts Verlagsbuchhandlung, 1904, S. 60-61.
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