Der Mann, welcher sich statt eines Esels einfand.

[265] Zwei Männer waren in Not und hatten keinen einzigen Pará bei sich. Sie dachten daran, sich einen Esel zuleihen; sie gingen zu einem Nachbar[265] und baten sich von ihm den Esel zum Leihen aus und er gab ihnen denselben. Die beiden gingen, um den Esel zu verkaufen. Wie sie auf den Markt gingen, verkauften sie den Esel um 500 Piaster. Als der Bauer, welcher den Esel gekauft hatte, fortging, ging ihm einer derselben nach, zog dem Esel den Halfter ab und legte sich denselben selbst an und den Esel nahm der andere Gefährte und führte ihn dem Eigentümer zu, dem er ihn entliehen hatte.

Der Bauer geht eine Stunde Weg und der, welcher ihm den Esel verkauft hatte, geht ihm nach mit dem Halfter am Kopf an der Stelle des Esels. Während sie gehen, bleibt dieser stehen und zieht den Halfter an; der Eigentümer, welcher den Esel gekauft hatte, sieht einen Mann an Stelle des Esels. Er erstaunte, spricht zu sich selbst und sagt: »Ich habe einen Esel gekauft und es kam mir ein Mensch heraus!« Er fragt ihn: »Wer bist du?« Dieser sagt: »Ich bin ein Mensch wie du.« – »Was soll die Sache bedeuten, dass ich einen Esel gekauft habe und mir du, ein Mensch, herauskamst?« – Er antwortete ihm: »In meiner Kindheit bin ich ein Taugenichts gewesen und der Vater hat mich verflucht: ›Mögest du ein Esel werden bis zu 20 Jahren!‹ und heute sind mir 20 Jahre vollendet und ich wurde wieder Mensch. Nun, wenn du mir verzeihen willst, verzeihe mir!« Und dieser sah kein anderes Mittel, verzieh ihm, zog ihm den Halfter vom Kopfe und gab ihm noch 20 Piaster, und den Halfter behielt er für sich, um sich zu erinnern, dass ihm ein Halfter 520 Piaster gekostet hat. Der Bursche ging zu seinem Gefährten und sie waren guter Dinge und erledigten ihr Darlehen mit jenem Gelde.

Quelle:
Jarník, J. U.: Albanesische Märchen und Schwänke. In: Zeitschrift für Volkskunde in Sage und Mär [...] 2 (1890). Leipzig: Frankenstein und Wagner, S. 265-266.
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