Hundertfünfundzwanzigste Geschichte

[117] geschah einem, der hat ein Weib, die konnt seine Sprache nit verstehn, denn er war von Babel gekommen nach Erez Jisroel, un hat das Weib in Erez Jisroel genommen. Einmal sprach er wider sie: »Koch uns heut Linsen.« Da kocht sie ihm zwei Linsen, denn sie hat gemeint, derweil er hat gesagt Linsen kochen, also hat er gemeint zwei Linsen. Da war er gar zornig über sie. Den andern Tag sagt er wider sein Weib: »Koch uns den Topf voll mit Linsen.« Da ging sie hin un kocht den Topf voll mit Linsen, daß nit eine einzige mehr drauf konnt, denn er hat gemeint sie soll den Topf voll kochen, gleichwie die Regel is. Da war er noch[117] zorniger. Den dritten Tag sagt er wider sein Weib: »Bring mir zwei Blutzer,« das meint zwei Kürbis. Da bringt sie ihm zwei Leuchter, denn sie hat es so verstanden. Da war er gar sehr zornig un sagt wider sie: »Schlag die Leuchter auf die Bobe«, das meint auf die Tür, die heißt Bobe. Da ging sie hin un schlug die Leuchter auf Bobe ben Bute sein Kopf, denn sie hatt es so verstanden, daß sie sollt die Leuchter auf sein Kopf in Stücken schlagen. Da sagt Bobe ben Bute wider sie: »Meine liebe Tochter, warum schlagst du mich?« Da sagt sie wider: »Mein Mann, der hat es mich geheißen, ich sollt die Leuchter Bobe auf sein Kopf schlagen. So hab ich es getan.« Un der Bobe ben Bute saß eben un richtete Jisroel. Da sprach er: »Meine Tochter, du hast getan deines Mannes Willen, wie er dich geheißen hat, darum soll Gott machen von dir ausgehen zwei Söhne, die sollen sein als wie Bobe ben Bute.«

Quelle:
Allerlei Geschichten. Maasse-Buch, Buch der Sagen und Legenden aus Talmud und Midrasch nebst Volkserzählungen in jüdisch-deutscher Sprache, Nach der Ausgabe des Maasse-Buches, Amsterdam 1723, bearbeitet von Bertha Pappenheim, Frankfurt am Main: J. Kauffmann Verlag, 1929, S. 117-118.
Lizenz:
Kategorien: