Einundachtzigste Geschichte

[71] geschah: Er hat gesagt, Rabbi Abuhe, es soll nimmermehr kein Mensch keine Forcht in sein Haus machen, denn es kommen sonst viel Aweres (Sünden) dervon. Einmal hat die Köchin von Rabbi Chananje ben Gamliel den Fuß von einer koscheren Beheme (reinen Tier) verloren. Un sie forcht sich gar sehr vor ihrem Herrn, daß er wird über sie sehr zörnen, wenn er es wird gewahr werden. Da ging sie in den Stall hinein un war abschneiden einen Fuß von einem lebendigen Tier un war ihn kochen un wollt ihn Rabbi Chananje zu essen geben. Aber er war ein großer Zaddik (Frommer), denn er war es gewahr worden eh er davon gegessen hat, damit er die Awere (Sünde) nit hat getan. Derhalben soll keiner keine große[71] Forcht in seinem Haus machen. Sonst kommen viel Aweres (Sünden) danach, wie ihr in dieser Maaße (Geschichte) geleint (gelesen) habt.

Quelle:
Allerlei Geschichten. Maasse-Buch, Buch der Sagen und Legenden aus Talmud und Midrasch nebst Volkserzählungen in jüdisch-deutscher Sprache, Nach der Ausgabe des Maasse-Buches, Amsterdam 1723, bearbeitet von Bertha Pappenheim, Frankfurt am Main: J. Kauffmann Verlag, 1929, S. 71-72.
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