Sechsundvierzigstes Capitel.
Von den sieben Todsünden.

[68] Julius erzählt, daß im Monat Mai Jemand in einen Hain ging, in welchem sieben Bäume standen, voll von Blättern und hübsch anzusehen: und er sammelte vieles Laub, konnte aber nicht Alles fortbringen. Da kamen drei mächtige Männer und führten ihn dem Walde entgegen, er aber fiel beim Herausgehen in eine tiefe Grube und versank wegen der Größe seiner Last. So erzählt auch Plinius in seinem Buche von den Thieren, daß, wenn man bewirken will, daß ein Raabe, nachdem er auf einem Baume sein Nest gebaut hat, nie aus seinen Eiern Junge hervorbringen kann, man nur Glasasche zwischen dem Baume und seine Rinde zu streuen hat, und solange diese da seyn wird, wird er niemals Junge hervorbringen.

Quelle:
Gesta Romanorum, das älteste Mährchen- und Legendenbuch des christlichen Mittelalters. 3. Auflage, Unveränderter Neudruck Leipzig: Löffler, Alicke 1905, S. 68-69.
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