XV.
Jonas.

[77] Als Jonas vom Wallfisch verschlungen worden war, befand er sich umhüllt von dreyfacher undurchdringlicher Finsterniß, von der Finsterniß des Wallfischbauches, von der Finsterniß des Meers, von der Finsterniß der Nacht. Finsterniß lag über der Finsterniß, wie der Koran sagt, denn der finstere Wallfisch durchschnitt die finsteren Wogen in finsterer Nacht.[77] Finsterniß aus Finsterniß, und nichts als Finsterniß. In so grauenvollem Zustand hörte Jonas aus den Tiefen des Meeres die Wogen und die Fische das Lob Gottes brausen, er hörte das Lob Gottes brausen über den Wogen im Getümmel der Windsbraut. Da gieng er in sich und pries den Herrn laut: Es ist kein Gott als du, Lob dir! Preis dir! Die Engel des Meeres, welche die unbekannte Stimme vernahmen, und nicht wußten, woher sie kam, sagten zum Herrn: Wir vernehmen schwachen Laut aus fremdem Land, wer ists, o Herr! Es ist, antwortete der Herr, Jonas, mein Diener, der mir ungehorsam gewesen, und den ich dafür in den Bauch des Wallfisches gesperrt. Er? fragten die Engel, der des Tages hindurch Gutes that, und die Nacht hindurch betete? Ja, Er, Derselbe. Da baten die Engel für ihn, und der Herr erbarmte sich sein, und befahl dem Wallfisch, seinen Diener auszuwerfen an's Gestad.

Quelle:
Hammer-Purgstall, Joseph Freiherr von: Rosenöl. Stuttgart/Tübingen: Cotta, 1813, S. 77-78.
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