CXXII.

[254] [Rand: Dschami. 471.] Cassem Abdollah, der Wesir des Chalifen Matasad, bemerkte eines Tages, als er in den Diwan gieng, einen Safranflecken auf dem Kleide.[254] Sogleich begehrte er ein Dintenzeug, und überstrich den Fleck mit Dinte; Warum thust du das, Herr? sagte der Garderobemeister, es ist ewig Schade, so verdirbst du das Kleid ganz und gar, und dann ist der schwarze Fleck noch sichtbarer, als der gelbe. Da hast du Recht, antwortete Cassem Abdollah, aber der Dintenfleck verunziert nicht den Wesir, dem der Safranfleck, den man für Weinfarbe halten könnte, zur Schande gereichen würde.

Quelle:
Hammer-Purgstall, Joseph Freiherr von: Rosenöl. Stuttgart/Tübingen: Cotta, 1813, S. 254-255.
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