XXI.

[44] Ein Sänger sang eines Tages in Gegenwart des Chalifen Jesid die folgenden Verse:


Wenn ich aus Sehnsucht todt zu Boden stürze,

Weckt deine Schönheit mich von Todten auf;

In meiner Seele brennt der Liebe Würze,

Die hält den Leib vor der Verwesung auf.


Dem Chalifen gefielen die Verse; er fragte, wem sie zugehörten. Man wußte es nicht. So geht und holt mir den Zeheri, der weiß es gewiß. Es war schon Mitternacht vorbey, und Zeheri war eben nicht ganz ruhig, als man ihn um diese Stunde zum Chalifen rief. Sey unbesorgt, redete ihn Jesid an, ich will nur wissen, wem die Verse gehören, die so eben gesungen worden. Herr, der Verfasser ist Achus. Wo ist er denn? – Er schmachtet seit langem im Gefängnisse. Jesid befahl denselben frey zu lassen, und ließ ihm noch ein Geschenk von vierhundert Dukaten verabfolgen. Auch Zeheri ward belohnt.

Quelle:
Hammer-Purgstall, Joseph Freiherr von: Rosenöl. Stuttgart/Tübingen: Cotta, 1813, S. 44.
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