III.

[4] [Rand: 385.] Omar machte eines Nachts selbst die Runde in Medina. Er kam zu einem verfallenen Gebäude, wo er eine Stimme und seinen Namen hörte. Er gieng hinzu, und siehe da, es war ein armes Weib mit zwey Kindern, die in einem übers Feuer gesetzten Kessel Wasser umrührte, und dabey immer: Herr, verschaffe mir Recht von Omar! wiederholte. Was machst du denn hier, und was hat dir Omar gethan, redete sie der Chalife an. – Er hat meinen Mann in den Krieg gesandt, mich zur Wittwe, meine Kinder zu Waisen gemacht. Ich habe Nichts, dieselben zu ernähren, und rühre Wasser um über dem Feuer, um sie wenigstens eine Zeitlang mit der Hoffnung von Nahrung zu täuschen, und ihr Geschrey zu stillen. Warte hier, sprach Omar, bis ich wiederkomme. Er gieng in die Stadt und lud sich selbst zwey Säcke auf, in deren einem Reis, in dem andern Fleisch und Brod war. So beladen kam er zur Stelle, wo er das arme Weib gelassen hatte. Nach verzehrter Mahlzeit[4] nahm er statt den leeren Säcken die beyden Kinder auf die Arme, und gieng damit der Stadt zu. Weib, sagte er, klage nun nicht mehr über Omar, er hat sich selbst diese Last auferlegt, um die Last seiner Schuld abzutragen. Künftig sorgt er für dich und deine Kinder.

Quelle:
Hammer-Purgstall, Joseph Freiherr von: Rosenöl. Stuttgart/Tübingen: Cotta, 1813, S. 4-5.
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