LII.

[87] Harun zankte oft mit seiner Gemahlin Zobeide [Rand: Dschami. 785.] über die Vorliebe, mit welcher er seinen Sohn Mamun vor seinem Bruder Emin unterschied. Du sollst dich selbst überzeugen Frau, sagte er, ob ich Unrecht habe. Wir wollen eine Probe anstellen. Sie fertigten zwey Vertraute an die beyden Prinzen ab, deren jeder fragen sollte, was sie sich zu versprechen hätten, wenn Harun stürbe, und sie die Nachfolger würden. Emin versprach sogleich Ehren und Gunstbezeugungen. Mamun aber hätte dem Vertrauten bald den Kopf gespaltet. Er jagte ihn fort, und verbot ihm, je ein ähnliches Wort vor ihm auszusprechen. Hiedurch ward Zobeide zum Stillschweigen gebracht.

Quelle:
Hammer-Purgstall, Joseph Freiherr von: Rosenöl. Stuttgart/Tübingen: Cotta, 1813, S. 87.
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