I. Verwandlung in eine Eule.

[123] Wenn es bei Shakespeare Hamlet Akt IV, Sz. 5 heißt:


They say the owl was a bakers daughter,

so bezieht sieh der Vers nach Douce, Illustrations of Shakespeare auf die Sage, daß die Tochter einer Bäckerin Jesus einst Brot buk; sie gönnte es ihm aber nicht und rief eulengleich: »Heugh! heugh!« worauf sie verwandelt wurde. Bei Brand, pop. antiqu. ed. by Hazlitt, p. 196 ist hinzugefügt, daß diese Legende in Cornwall »familiär and of old date« ist (vgl. Hazlitt, engl. proverbs and proverbial phrases, p. 381). Auch in Lüttich ist sie nachgewiesen von Alfr. Harou, Revue des trad. pop. 16, 637 (= Sébillot, Folklore 3, 166):


Während einer Wanderung auf der Erde wurde Jesus von Hunger gepackt. Als er einen Bäckerladen erblickte, ging er hinein und bat um Brot. Die Bäckerin, eine mitleidige Person, beeilte sich, ihm ein Laib Brot zu bereiten, damit der Wanderer ihn recht warm, recht knusprig esse. Doch machte unsre Frau ihre Rechnung ohne ihre Tochter, ein äußerst naschhaftes Kind, das heimlich den größten Teil des Teiges wegnahm. Jesus bestrafte diese Naschhaftigkeit, indem er das Kind in eine Eule verwandelte.


Nach Halliwell, Pop. Rhymes and Nursery Tales (1849) 167 verwandelt eine Zauberin, die in der Verkleidung eines alten zerlumpten Weibes in den Bäckerladen kommt, die geizige Tochter in eine Eule.

In Varianten wird die hartherzige Bäckerin, die das im Ofen anschwellende Brot für sich behalten will, in einen anderen Vogel verwandelt:

Quelle:
Dähnhardt, Oskar: Natursagen. Eine Samlung naturdeutender Sagen, Märchen, Fabeln und Legenden, 4 Bände, Leipzig/Berlin, 1907-1912, S. 123.
Lizenz:
Kategorien: