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Der Rabe und der Specht

[110] Eine junge, erst sechs Monate verheiratete Frau war ausgegangen, um sich einige dürre Zweige zum Feueranmachen abzubrechen.

Als dies ein vorbeifliegender Rabe sah, schrie er: »Indoschkesikomon! Indoschkesikomon!« Das heißt: »O meine Augen! O meine Augen!« Damit wollte er nämlich den Wunsch ausdrücken, daß das künftige Kind der Indianerin ein Knäblein sein sollte, das später ein tüchtiger Jäger würde, so daß er sich vor dessen Tür recht zahlreiche Augen des geschossenen Wildes – bekanntlich die Leckerbissen der Raben – auflesen könne.

Auch ein hungriger Specht hatte die Frau von einem Baum aus beobachtet und dabei vor sich hin ständig »Nemossämudschi« gewispert. Damit meinte er: »Meine Würmer«, denn das erwartete Kind sollte ein Mädchen sein, später eine tüchtige Hausfrau werden, fleißig ausgehen und dürre Äste abreißen, damit er sich die Würmer daraus picken könne.

Quelle:
Knortz, Karl: Märchen und Sagen der Indianer Nordamerikas. München: Verlag Lothar Borowsky, 1979, S. 110.
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