4. Wie Eulenspiegel den König in den Block schloß

[221] Der König nahm seinen Stab und sein Schwert und sagte: »Vorwärts, Towo, ich werde dich jetzt in den Block schließen.« Sie gingen also dorthin; und als sie da waren, meinte Towo: »Wie wird es denn gemacht, wenn man in den sogenannten Block geschlossen wird, der Herr König sagte doch, er wolle es mich lehren?« Der König erwiderte: »Schau einmal her, wie der Block geöffnet und geschlossen wird, nachdem die Beine hineingesteckt sind.« Towo sagte: »Herr König, macht es mir bitte einmal vor.« Der König versetzte: »So muß man es machen.« Darauf schloß Towo den Block fest zu und sagte: »Gut, also so muß es gemacht werden, Herr König?« Der König antwortete: »Natürlich!« Nun log Towo ihm etwas vor und sagte: »Herr König, entschuldigt mich einen Augenblick, ich muß einen Augenblick verschwinden und komme gleich wieder.« Der König sprach: »Laß mich erst aus dem Block heraus, dann kannst du einen Augenblick verschwinden.«

Das tat Towo jedoch nicht; je lauter der König rief, um so schneller lief er. Er nahm den Stab des Königs, sein Schwert, zog wieder das Wams des Königs an und stellte sich in die Tür des Gefängnisses. Der König rief fortwährend: »Towo, wo steckst du? Komm' her und laß mich heraus!« Towo antwortete dann: »Herr König, ich bin hier. Warum wollt Ihr denn aus dem Block heraus? Herr König will es mich doch lehren, dann muß der Herr König doch auch fühlen, wie angenehm es ist, im Block sitzen zu müssen.«

Inzwischen war es dunkel geworden, und die Königin suchte ihren Gemahl. Die da am Gefängnis vorübergingen, sagten: »Dort ist der König ja, er lehnt sich an die Tür des Gefängnisses.« Die Königin begab sich dorthin. Sie war noch ein ganzes Stück entfernt, da hörte sie den König um Hilfe rufen. [221] Sie wurde bange und dachte bei sich: »Wie ist es nur möglich, daß der König solch' Geschrei macht?« Als sie ihn aber in der Tür erblickte, freute sie sich und sagte: »Ach, der König hat gar nicht geschrien, er steht dort ja in der Tür.« Als sie nun ganz nahe war, meinten die Leute: »Das Wams ist allerdings das Wams des Königs, aber sonst sieht er wie Towo aus.« Und wie sie sah, daß es Towo war, fragte die Königin: »Towo, wo ist der König?« Towo antwortete: »Ach, der Herr König lehrt mich gerade, wie es einem geht, wenn man im Block sitzen muß.« Da sah die Königin sich ihren Gemahl an. Die Füße waren dick geschwollen. So weinte die Königin und sagte: »Wenn du damit einverstanden bist, dann rede ich einmal mit Towo, daß er dich frei gibt.« Darauf rief der König Towo herbei und sagte: »Towo, wo bist du?« Towo antwortete: »Hier, Herr König!« Der König sprach: »Towo, ich will dir alles schenken, was du haben willst, wenn du mich wieder befreist.« Towo erwiderte: »Ich begehre nichts anders, als daß die Prinzessinnen, die mich dazu angestiftet haben, daß ich Euer Wams anzog, auf neun Tage in den Block geschlossen werden. Und obendrein will ich den Lohn für meine Wette haben, Prinzessin Wulangkau soll meine Gemahlin werden.« Der König entgegnete: »Gut! Die Prinzessinnen sollen neun Tage in den Block kommen, und du sollst Wulangkau zur Frau haben.« Towo sagte: »Und dann müßt Ihr mich noch in allem unterweisen lassen, was ein richtiger Fürst wissen muß.« Der König antwortete: »Ja, wenn du mich losmachst.«

Darauf erlöste Towo den König, und die Prinzessinnen wurden für neun Tage in den Block geschlossen.

Quelle:
Hambruch, Paul: Malaiische Märchen aus Madagaskar und Insulinde. Jena: Eugen Diederich, 1922, S. 221-222.
Lizenz:
Kategorien: