Der Wassermann als Gast.

[156] In der Gegend von Brandeis lebte eine Bäuerin, die jeden Tag eine Schüssel mit Milch für den Wassermann aufbewahrte und diese oft ihren Kindern entzog, indem sie sagte: »Heute kann ich euch bloß Wasser geben, denn unser Gast kömmt.« Wenn nun die Kinder fragten, wo der Gast sei, so schwieg die Bäuerin und gieng weg. Den Wassermann aber sah niemand, nur die Bäuerin; man hörte sie oft mit jemanden sprechen, aber man wußte nicht mit wem. Nur im Sommer bemerkte man manchmal im Garten der Bäuerin einen grünen Mann, der saß auf einem Baume und pflückte Obst. Die Bäuerin aber wurde von Tag zu Tag reicher und wohlhabender und die Leute sagten, sie habe es vom Wassermann erhalten, der habe ihr Alles gegeben, was sie nur gewollt habe. (R. Czermak aus Prag.)

Quelle:
Grohmann, Josef Virgil: Sagen-Buch von Böhmen und Mähren. 1: Sagen aus Böhmen, Prag: Calve, 1863, S. 156.
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