Die edle Frau von Hahnen und das Meerweib.

[144] Es geschah einmal, daß zu einer vornehmen Frau, aus dem Geschlechte der Hahnen eines Meerweibs Zofe gekommen ist und sie nöthigte, zur Wehmutter mit ihr unter den Fluß zu gehen. Wie sie sich dem Wasser genaht, theilte sich das Wasser von selbst, und beide giengen auf den Grund unter das Erdreich, wo ein kleines Weiblein in Geburtsnöthen lag. Die vornehme Fran wandte alle Kunst auf und so alles glücklich vor sich gegangen, wollte sie ihren Abschied nehmen. Da kam ein kleines Wassermännlein und trug ihr einen Krug mit Asche an, davon sollte sie nach Belieben für ihre Mühe nehmen, welches Anerbieten aber die Frau ausschlug. Da sprach der Wassermann: »Das hat dir Gott eingegeben, denn sonst würde ich dich umgebracht haben.« Dann wurde sie von der Zofe wieder nach Hause geführt. Wie sie Beide da angekommen, hat die Magd ihr drei Goldstücke mit dem Bedeuten gegeben, dieselben wohl zu verwahren und nicht abhändig von ihrem Geschlechte zu lassen, sonst würde ihre ganze Familie in Armuth kommen. Darauf war die Magd wieder gegangen. Die Frau aber hinterließ den Schatz ihren drei Söhnen, davon der dritte ein Weib nahm, das den Schatz leichtsinnig weggab, davon viel Noth und das Ende des adeligen Hauses folgte, weil sie die letzten dieses Stammes ohne Erben zu Prag gestorben sind. (Gebhardt, Oesterr. Sagen S. 208.)

Quelle:
Grohmann, Josef Virgil: Sagen-Buch von Böhmen und Mähren. 1: Sagen aus Böhmen, Prag: Calve, 1863, S. 144-145.
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