Schloß Vinařic.

[300] Einst schickte ein Mann aus Seičina seine Tochter nach dem Schloße Vinařic, um seinen Bruder, der dort bedienstet war, zur Kirchweih einzuladen und ihm einen Teller Kolatschen zu schicken. Er wußte, daß es im Keller des Schlosses nicht richtig sei und trug dem Kinde auf, im Schlosse ja keine Stiegen hinunter, sondern stets nur hinauf zu gehn. Das Kind suchte den Onkel im Schlosse, konnte ihn aber nicht finden und fieng an heftig zu weinen. Da kam ein junger Mann zu ihm und redete ihm freundlich zu, ihm zu folgen. Er führte das Kind eine ungeheure Anzahl Stiegen hinab, bis sie endlich in einen großen Saal gelangten, in dessen Mitte sich ein schwarzer Herd befand. Auf diesem Herde lag ein Haufen schwarzer Thaler. Für drei derselben kaufte der Mann dem Kinde die Kuchen ab und warf diese auf den Herd. Als das Kind nach Hause kam, erzählte es dem Vater das Begegniß und wollte ihm die drei Thaler zeigen; allein der Korb, in welchen es dieselben gelegt hatte, war voller Gold und Silber. Der Vater gieng augenblicklich auf das Schloß, um dem Manne zu danken, man konnte aber weder diesen, noch den Eingang zu dem unterirdischen Gewölbe finden. (J. Winterberg aus Jungbunzlau.)

Quelle:
Grohmann, Josef Virgil: Sagen-Buch von Böhmen und Mähren. 1: Sagen aus Böhmen, Prag: Calve, 1863, S. 300-301.
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