11.
Vom Kranich, der dem Fuchs das Fliegen lehrte.

[237] Einmal, als der Kranich zum Winter dageblieben war, begegnete ihm der Fuchs und sagte zu ihm: »Nun, Kranich, wie lebst du denn?« Dieser antwortete: »Je nun, wie soll ich denn leben? Viel zu fressen giebt es nicht.« Da sagte der Fuchs: »Willst du mich fliegen lehren, so will ich dich den ganzen Winter durch füttern.« Der Kranich war mit diesem Vorschlag zufrieden, und der Fuchs ernährte ihn den Winter über; doch als es Sommer wurde, verlangte der Fuchs den ausbedungenen Lohn. »Gut«, sagte der Kranich, »setze dich auf meinen Rücken.« Darauf erhob sich der Kranich mit dem Fuchs in die Lüfte und flog und flog hoch hinauf. Plötzlich liess er jedoch den Fuchs von seinem Rücken herabfallen, so dass der Arme auf die Erde aufstiess und sich das Bein brach. Dann liess sich auch der Kranich aus den Lüften hernieder und fragte: »Nun, Fuchs, wie gefällt dir das Fliegen?« – »Ach«, sagte der Andere, »hübsch ist es sonst, nur habe ich mir dabei das Bein gebrochen.« – »Nun, hast du's gebrochen, so mag es gebrochen sein!« meinte der Kranich.

Quelle:
Schreck, Emmy: Finnische Märchen. Weimar: Hermann Böhlau, 1887, S. 237-238.
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