11. Die Steckrübe

[37] Einst lebte ein Priester, der, wenn er die heilige Messe las, immer farzen musste. Er sagte einst zu seiner Haushälterin: »Ich weiss nicht, was ich habe; so oft ich die Messe lese, farze ich.« – »Da müsst ihr euch rückwärts eine Steckrübe hineinstopfen«, riet ihm die Frau.

Der Pfarrer befolgte ihren Ratschlag. Bis zum Evangelium ging es gut. Aber in dem Moment, wo er sich gegen den Altar verbeugte, konnte die Steckrübe all den angesammelten Gasen nicht Widerstand leisten, fuhr durch Hose und Soutane durch und verursachte grossen Lärm. Infolge des auf sie wirkenden Druckes flog sie quer durch die Kirche und durchschlug das Haupttor. Auf der Strasse angelangt, riss sie einem Ochsen die Hörner weg, tötete drei Schafe, die vor einem Stalle standen und richtete noch mehr Unheil an, von dem ich aber nichts weiss.


(Haute-Bretagne).

Quelle:
Blümml, Emil Karl: Schnurren und Schwänke des französischen Bauernvolkes. Leipzig: Deutsche Verlagsaktiengesellschaft, 1906, S. 37.
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