4. Warum man keine Ibisnester findet.

Aus Frankreich.


Als die heilige Familie sich nach Ägypten einschiffte und das Schiff kaum den Hafen verlassen hatte, wurde es von Tausenden von Vögeln[33] überfallen, die sich überall niederließen und ein häßliches Geschrei ausstießen. Andere Vögel mit grauem Gefieder, langen Krallen und gebogenem Schnabel drangen in den Raum ein, in dem sich die heilige Familie befand, setzten sich vor Josef hin und liebkosten ihn, indem sie mit den Flügeln schlugen, den Schnabel öffneten und zu ihm sprachen: ›Das Wetter wird stürmisch, die Wolken sind schwer beladen; Josef und Maria, kehret auf der Stelle zurück, das Meer ist verräterisch und tief.‹ Da sprach Maria: ›Diese Vögel sind von Gott gesandt, man muß ihnen gehorchen.‹ Josef rief den Kapitän und befahl ihm, wieder nach Judäa zu steuern. Alsbald flogen die Vögel, welche Ibisse waren, zischelnd voran, und mehrere sprachen: ›So komm doch, so komm doch, mein Heiland und mein Gott!‹ Doch als die heilige Familie ausgeschifft war, verschwanden sie und sangen: ›Gott sei gelobt, gelobt sei der Heiland der Welt!‹ Diese Vögel waren wirklich die Boten des Himmels; denn es erhob sich auf dem Wasser ein furchtbarer Sturm, und das Schiff wurde auf einen Felsen geworfen, und alle Insassen kamen im Meere um. Aus Dankbarkeit für diesen Dienst hat das Jesuskind erlaubt, daß die Ibisnester niemals in die grausamen Hände der Kinder fallen sollen, und niemals hat man ein Ibisei gesehen.

Quelle:
Dähnhardt, Oskar: Naturgeschichtliche Märchen. 7. Aufl. Leipzig/Berlin: 1925, S. 33-34.
Lizenz:
Kategorien: