CII. Der gute Tausch.

[361] Árn. II S. 530/1.


Ein Bauernpaar ist nach und nach so arm geworden, dass es nur noch einen Goldkamm besitzt, den die Frau sich von früher aufgespart hatte. Diesen gibt die Alte nun ihrem Manne, damit er für ihn etwas kaufe, mit dem sie ihr Leben längere Zeit fristen können. Der Bauer geht fort und begegnet einem Manne mit einer Kuh. Da ihm diese sehr in die Augen sticht, vertauscht er sie gegen seinen Goldkamm. Danach trifft er einen Mann mit zwei Schafen. Diese scheinen ihm noch wünschenswerter zu sein, und so gibt er für sie die Kuh fort. Die Schafe vertauscht er hierauf gegen vier Hunde und die Hunde gegen vier Schuhnadeln, da diese seiner Frau sicher noch mehr Freude machen werden. Strahlend über den Glückstausch wendet er sich heim. Wie er unterwegs über einen Bach springt, fallen ihm die Nadeln ins Wasser, so dass er nun mit leeren Händen zu seiner Frau zurückkehrt. Die Frau ist unglücklich über den Verlust der Fädeln. Deshalb macht sich das Ehepaar mit seinen Kindern auf, um sie im Bache wieder zu suchen. Sie halten es für das praktischste, zu diesem Zwecke alle den Kopf in den Bach zu stecken. Auf diese Weise ertrinken sie alle.

Parallelen zu dieser Erzählung finden sich in den norwegischen, lothringischen, englischen und deutschen Märchen der hier verglichenen Sammlungen. Das lothringische Märchen (Cosquin 13, »Les trocs de Jean-Baptiste« I S. 155 ff.) stimmt ziemlich mit dem norwegischen (Asbj. 18, »Gudbrand i Lien« S. 77 ff.) überein. Denn in beiden wird erzählt, dass die Frau, die nachher von diesem wunderbaren Tauschhandel hörte, ihren Mann jedesmal lobte, und dass dieser hierdurch eine Wette gewann, die ein Nachbar deswegen mit ihm eingegangen war. So schliessen beide Märchen damit, dass durch den Gewinn der hohen Wette der Tauschende schliesslich doch noch ein gutes Geschäft macht. –

Mr. Vinegar wird im englischen Märchen (Jac. I S. 28 ff.) von seiner Ehehälfte bei seiner Rückkehr nicht so glimpflich behandelt. Vorher muss er sich auch noch von einem Papagei[362] alle Schande sagen lassen, so dass er in der Wut sein letztes Tauschobjekt, einen Stock, nach dem Vogel wirft und ihn verliert. –

Bei Grimm fällt dem »Hans im Glück« (83, I S. 308 ff.) schliesslich der Schleifstein, den er nach vielem Tauschen für seinen Goldklumpen bekommen hat, in den Brunnen, und glückselig trollt er sich mit leeren Händen heim zu seiner Mutter.

Quelle:
Rittershaus, Adeline: Die neuisländischen Volksmärchen. Halle: Max Niemeyer, 1902, S. 361-363.
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