En Pere de sa butza.
Der Magenpeter.
(Felanitx.)

[125] Sie hiessen ihn den Magenpeter weil seine Mutter eines Tages ihn zum Fleisch holen schickte und ihm sagte, er solle dasselbe ohne Knochen bringen. Er brachte einen Magen und als er nach Hause zurückkehrte betrat er die Kirche, um zu sehen, was es gäbe, weil er viele Leute[125] darin sah. Es war soeben das Hochamt und darnach kam die Predigt. Der Prediger sprach über die Butla (Päpstliche Bulle) und da er wiederholt die Butla nannte, die Butla so und die Butla anders, meinte zuletzt der Peter, dass er die Butza (Magen) die Butla nannte und dass er den seinigen gesehen hätte, darüber ärgerte sich der Peter so sehr, dass er ihn nach der Kanzel warf und dem Prediger zurief:

– Nun also, so viel Butza, so viel Butza, hier habt ihr die Butza.

Als seine Mutter das Geschehene vernahm, sagte sie zu ihm:

– Ach Peter, Peter, dummer Peter, du musst mehr Geduld haben und immer zu dir sagen;

Gott gebe mir Ruhe.

An demselben Tage musste er zum[126] Hafen gehen und seine Mutter sagte ihm, er solle den Magen mitnehmen und bevor er ihn zurückbrächte, im Meere waschen, damit er gereinigt würde.

Als er ihn wusch, sah er ein Boot im Begriff hinauszufahren, um zu fischen; es war windstill und er sagte zu den Matrosen auf dem Boote:

– Gott gebe euch Ruhe.

Jene Matrosen, welche derselben schon überdrüssig waren, ruderten dem Ufer zu und fragten ihn, warum er das gesagt habe und prügelten ihn tüchtig.

Er fragte sie:

– Was soll ich also sagen?

– Was du sagen sollst? Gott gebe euch guten Wind.

Als er nach dem Dorfe zurückkehrte, erhob sich ein sehr starker Wind und[127] auf dem Wege begegnete er einem Schafhirten mit seiner Heerde, welche fast nicht fortkommen konnten, weil sie gegen den Wind ankämpfen mussten und er sagte zu ihm:

– Gott gebe euch guten Wind.

Der Hirte prügelte ihn wieder und der Peter frug ihn:

– Also was soll ich sagen?

– Was du zu sagen hast? Gott gebe euch Kraft.

Seinen Weg nach dem Dorfe weiter verfolgend, traf er, als er gegen Can Contes kam, zwei Fuhrleute, die sich zankten und er sagte ihnen:

– Gott gebe euch Kraft.

Jene zwei schauten ihn an und schlugen tüchtig auf ihn ein und er fragte sie:[128]

– Also was soll ich sagen?

– Was du zu sagen hast? Gott trenne euch.

Er ging seinen Weg fort und als er ein Stück weitergegangen war, fand er ein Ehepaar, er beeilte sich und als er vor den Mann und die Frau gekommen war, sagte er zu ihnen:

– Gott trenne euch.

Die Frau fing an zu lachen, aber der Mann nahm es übel und gab ihm auch eine gute Prügelstrafe. Der Peter fragte ihn:

– Also was soll ich sagen?

– Was du zu sagen hast? Gott gebe euch viele Lebensjahre, um miteinander zu verleben.

Er verliess das Ehepaar und begann rasch gegen Felanitx zu gehen. Nach kurzer Zeit fand er zwei Männer,[129] welche bis zum Gürtel in einem Wasserbehälter zur Seite des Weges im Koth staken und sagte zu ihnen:

– Gott gebe euch viele Lebensjahre um mit einander zu verleben.

Einer der beiden Männer arbeitete sich aus dem Behälter heraus und so schmutzig wie er war, gab er ihm eine Ohrfeige und er fragte ihn:

– Also was soll ich sagen?

– Was du zu sagen hast? Dass, so wie der eine herausgekommen ist, auch der andere herauskommen möge.

Als er in die Nähe von Es collêt kam, fand er einen Einäugigen und er sagte sogleich zu ihm:

– So wie einer herausgekommen ist, möge auch der andere herauskommen.[130]

Dieser Einäugige, ja der gab ihm tüchtig Prügel und Peter frug ihn:

– Also was soll ich sagen?

– Was du sagen sollst? Gott gebe euch gute Augen.

Er traf Niemanden mehr an und als er nach Hause kam, sagte er zu seiner Mutter:

– Gott gebe euch gute Augen.

– Amen, antwortete seine Mutter, hast du den Magen gut gereinigt?

– Ja, sagte er, aber der Rücken ist sehr schmutzig von Hieben.

– Ja, du musst was angerichtet haben?

– Mir hat man es angerichtet und er erzählte seiner Mutter alles, was ihm zugestossen war und dann musste er sich niederlegen, da er in Folge der Hiebe sich nicht mehr aufrecht erhalten[131] konnte und er dachte nach, was ihm eigentlich seine Mutter gesagt hatte, er solle immer wiederholen: Gott gebe mir Ruhe. Gott gebe mir Ruhe, was das beste war.

Quelle:
Erzherzog Ludwig Salvator: Märchen aus Mallorca. Würzburg, Leipzig: Verlag der Kaiserlichen und Königlichen Hofbuchhandlung von Leo Woerl, 1896, S. 125-132.
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