21. Entstehung des Veilchens.

[35] Kosackenmärchen.


Als Christus zum Tode geführt wurde, ließ man ihn das schwere Kreuz selber tragen. Aber unter der Last brach er zusammen, die Kräfte reichten nicht aus, und er stürzte zu Boden. Da schlug ihn einer der Pharisäer mit dem Stock ins Gesicht, daß ihm das Blut aus der Wunde [35] spritzte. Sogleich sprang Maria Magdalena hinzu, das teure Blut von der Erde aufzusammeln, aber die Krieger des Pharisäers stießen sie fort und zerstampften die Stelle, auf die das Blut geflossen war, mit ihren Füßen. Die Krieger gingen weiter und nahmen Christus mit sich fort. Maria Magdalena aber flehte: ›Herr, erhalte dem Volk zum Gedächtnis den Wohlgeruch deines heiligen Blutes.‹ Und im selben Augenblick kamen aus der Erde, die mit Christi Blut getränkt war, die Blätter des Veilchens hervor, und alsbald erblühte auch die duftende Blume.

Quelle:
Dähnhardt, Oskar: Naturgeschichtliche Märchen. 7. Aufl. Leipzig/Berlin: 1925, S. 35-37.
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