8.

[218] Laima rief und Laima weinte;

Barfuß lief ich übers Berglein,

Um mein Brüderlein zu suchen.


Als aufs Berglein ich gestiegen

Da sah ich drei Fischerknaben

Von der Nehrung auf dem Meere.


›Nehrunger, ihr lieben Freunde,

Saht ihr denn nicht meinen Bruder

Auf dem Meere, auf dem Haffe?‹


»Ei du Mädchen aus der Niedrung,

Ach dein Bruder liegt ertrunken

Drunten auf dem Meeresgrunde.[218]

Sand zernaget ihm das Antlitz,

Wogen spülen seine Hare.«


›Nehrunger, ihr lieben Freunde,

Werdet ihr heraus ziehn, fischen

Aus dem Meere meinen Bruder?‹


»Ei du Mädchen aus der Niedrung,

Was giebst du, wenn wir herausziehn,

Wenn wir fischen deinen Bruder?«


›Einem einen seidnen Gürtel,

Einen güldnen Ring dem zweiten,

Für den Dritten hab ich nichts mehr.


Mit dem dritten Fischerknaben

Werd ich selber mich verloben,

Mit dem jungen Steuermanne.‹


›Sist ein wackrer Mann, der Steurer;

Mit dem Schiffe kann er fahren

Mit dem Wind, dem Wind entgegen.‹

Quelle:
Schleicher, August: Litauische Märchen, Sprichworte, Rätsel und Lieder. Weimar: Böhlau, 1857, S. 218-219.
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