[389] 825. Die Sage vom Jekel.

Es ist noch nicht lange her, da soll in Ettelbrück ein Mann, namens Jekel, gelebt haben, welcher Zauberkraft besaß und die Bewohner Ettelbrücks oft foppte. So soll einmal ein Metzger, namens Mai, von Burscheid gekommen sein, wohin er sich begeben hatte, um ein Kalb zu kaufen. Unverrichteter Sache mußte er zurückkehren. Während er ruhig dahinschritt, sah er auf dem Wege, der durch die Bürderhecken führt, ein Kalb laufen. Da es schön war, lief er sogleich demselben nach, nahm es in den Strick und führte es vergnügt nach Hause. Eben war er bei Ettelbrück angelangt, als sich plötzlich das Kalb in einen Mann verwandelte und sagte: »Mai, du hast mich lange genug geführt, jetzt gehst du nach Hause und ich.« Das war der Jekel.[389]

Die Fischer hatten aber am meisten vom Jekel zu erdulden. So soll er einem Fischer in Gestalt eines großen Hundes nachgegangen sein und so oft der Fischer einen Fisch gefangen, sei der Hund hinzugesprungen und habe den Fisch im Nu verschlungen. Der Fischer gab sich alle Mühe, den Hund fortzutreiben, allein immer vergebens. Einmal aber traf er des Hundes Schatten mit dem Netz und plötzlich war der Hund verschwunden und kam nie wieder. Der Hund aber war der Jekel.

Besonders hatte Jekel es darauf abgesehen, den Leuten Furcht einzujagen. So lag er oft in Gestalt eines Feuerstrahles quer im Weg, der nach Warken führt (im Eker), besonders an den Sonntagabenden, wenn die Warker in die Abendandacht kamen. Oft lag er auch in Gestalt einer Katze abends an einer Straßenecke und spuckte Feuer, wenn Leute kamen. Spielten die Kinder auf dem Marktplatz, dann wimmelte es oft daselbst von Kaninchen, wodurch die Kinder in Angst und Schrecken gerieten. Das war wieder Jekels Werk.

Jekels bösem Lebenslauf sollte doch bald ein Ende gemacht werden. Eines Tages schlief er nämlich in der Nähe des Hüttenwerkes von Kolmar-Berg. Die Schmiede fanden ihn und sagten: »O Jekel, du hast die Leute genug geplagt und gequält, jetzt sollst du deinen Lohn bekommen.« Alsdann nahmen sie ihn und warfen ihn in den Glühofen, wo er jämmerlich umkam.

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 389-390.
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