[393] 833. Knabe und Werwolf.

[393] Ein Gonderinger erzählt: Ein Knabe, welcher bei einem Bauern diente, ging oft in den Wald, »Fäschen machen«, und jedesmal kam dann ein Wolf in seine Nähe. Einst fragte ihn sein Herr, wie es ihm im Walde ergehe. Da erzählte ihm der Junge, daß, so oft er im Walde sei, ein Wolf in seiner Nähe erscheine. Der Herr überreichte ihm da eine Flinte und forderte ihn auf, damit auf den Wolf, sobald derselbe wieder erscheine, zu zielen; dieser beiße in das Rohr und dann solle er losschießen. Die Flinte auf dem Rücken, begegnete der Knecht dem Pfarrer und erzählte diesem, wohin er mit der Flinte gehe. Der Pfarrer zog die Kugel aus dem Lauf und segnete eine andere, die in die Flinte geladen wurde. Als nun im Wald der Wolf erschien, hielt der Knabe ihm die Flinte hin, der Wolf biß hinein; jener drückte los und der Wolf fiel tot nieder. Und sieh da! es war sein eigener Herr, der vor ihm lag. Wäre die erste Kugel abgeschossen worden, die hätte dem Werwolf nichts getan und dieser hätte den Knaben fressen können.

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 393-394.
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